Der lange Weg durch die Instanzen

Die Feature-Autoren Richard Goll und Alfred Treiber haben den "Axel-Eggebrecht-Preis" 2010 erhalten

Das österreichische Autoren-Duo Richard Goll (65) und Alfred Treiber (66) hat am Donnerstagabend den mit 10.000 Euro dotierten "Axel-Eggebrecht-Preis" 2010 der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig erhalten. Die beiden Radiopioniere nahmen die Auszeichnung aus den Händen von Andreas Koch, Vorstandsmitglied der Sparkasse Leipzig, entgegen

Koch zitierte den Namenspatron des Preises, der das Wesen des Features in der Fähigkeit des Autors begründet sah, sein Thema zu kennen und zu lieben: "Mit Richard Goll und Alfred Treiber ehren wir heute zwei ganz Große dieses Genres, die den hohen Anspruch Eggebrechts perfekt in ihrer Arbeit leben und umsetzen", sagte Koch.

Die Laudatio hielt mit Peter Leonhard Braun eine weitere Feature-Größe, die mit der Arbeit des Duos Goll/Treiber seit den 1970er Jahren eng vertraut ist. "Was ich bei den beiden am meisten bewundere, ist ihre Furchtlosigkeit, dieses keine Angst vor Menschen oder Obrigkeiten haben, der kalte und harte Blick für die Wirksamkeit eines Programms und das heiße Herz für die Sache", sagte Braun. "Diese Kombination hat man fast nie." Selbst im internationalen Vergleich sei das beispiellos. Braun dankte auch dem Engagement der Medienstiftung. Radio-Pioniere wie Richard Goll und Alfred Treiber auszuzeichnen, die europäische Radiogeschichte geschrieben haben, stehe Leipzig gut an.

Die Preisträger schilderten ihren Einsatz für das Feature als langen Weg durch die Instanzen des ORF, der von zähen Kämpfen geprägt gewesen sei. Dabei habe man auch von den Erfahrungen und der Unterstützung der Kollegen in der Bundesrepublik profitiert: "Ohne die deutsche Entwicklungshilfe wäre vieles ein wenig anders gekommen", sagte Treiber. "Die Tatsache, im Namen von Axel Eggebrecht gepreist zu werden, ist deshalb für uns etwas Außergewöhnliches."

Der "Axel-Eggebrecht-Preis" wird seit dem Jahr 2008 im jährlichen Wechsel mit dem "Günter-Eich-Preis" verliehen, der das Lebenswerk von Hörspielautorinnen und -autoren würdigt.

Der Preisjury gehörten in diesem Jahr neben Braun der Axel-Eggebrecht-Preisträger des Jahres 2008, Helmut Kopetzky, Dr. Peter Klein (Wien, Leiter der Abteilung Literatur, Hörspiel und Feature im ORF), Heinz Klunker (Berlin, Feature-Chef Deutschlandfunk 1977-1997) sowie Linde Rotta (Leipzig, Freie Autorin, Initiatorin der Leipziger Schreibwerkstatt Radio) an.

Die Jury hatte sich mit einem außerordentlich starken Wettbewerbsfeld auseinander zu setzen. Ihr lagen die Gesamtwerke von 11 Kandidatinnen und Kandidaten vor, vorgeschlagen von ARD, dem ORF und dem Verband Deutscher Schriftsteller. Obwohl die Gewichtigkeit der Kandidaturen der Jury gestattet hätte, den Lebenswerk-Preis gleich fünf Mal zu vergeben, entschied sie sich einstimmig für die rundfunkhistorische Leistung von Richard Goll und Alfred Treiber.

Mehr als 100 Features weist das Werkverzeichnis von Richard Goll und Alfred Treiber aus. Sie wurden national und international ausgezeichnet, gründeten im ORF die Feature-Redaktion und begannen alsbald, überall in Österreich potentielle Mitstreiter zu rekrutieren und auszubilden. Heute, nach 30 Jahren Programmarbeit, zählen die Features zu den Flaggschiffen des Kultursenders Österreich 1.

Der "Axel-Eggebrecht-Preis" wird in Kooperation mit MDR Figaro vergeben. Das Kultur-Radio des Mitteldeutschen Rundfunks strahlt am Sonntag, 31. Januar um 11.05 Uhr eine Aufzeichnung der Preisverleihung auf dem Leipziger Mediencampus aus.


Preisträger:
2010 - Axel-Eggebrecht-Preis
2010 - Axel-Eggebrecht-Preis