In Leipzig ging gestern die 40. International Feature Conference zu Ende

"Das Feature hat die digitale Herausforderung angenommen"

Leipzig, 16. Mai 2014. Am Donnerstag ging in Leipzig auf dem "Mediencampus Villa Ida" die "40. International Feature Conference" zu Ende. Mehr als 140 Experten von Radio-Stationen, Internetunternehmen, Print-Produkten und Hochschulen aus der ganzen Welt diskutierten dabei auf Einladung der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig, der European Broadcasting Union (EBU) und des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) die Zukunft des Hörfunk-Features.

Im Mittelpunkt der Konferenz stand der Übergang des Features auf digitale Plattformen und die Verknüpfung mit den interaktiven und audio-visuellen Möglichkeiten des Internet: "Das Radio-Feature, die Königsdisziplin des Hörfunk-Journalismus, hat die digitale Herausforderung angenommen", erklärte Ulf Köhler, Feature-Leiter bei MDR Figaro. Davon zeugten kontroverse Diskussionen bei der Konferenz, die mit Impuls-Vorträgen zur Digital-Strategie der englischen Tageszeitung "The Guardian", zum interaktiven Hörfunkprojekt "Menschen an der M10" des Rundfunks Berlin Brandenburg oder zur weltweit größten Online-Audio-Plattform "Soundcloud" befeuert wurden. "Deutlich wurde: Die digitale Welt sucht nach Inhalten - auch nach anspruchsvollen längeren Inhalten, wie sie das Audio-Feature bieten kann", so Köhler. Aufgabe der Feature Conference sei es auch gewesen, Autoren für die neuen technischen Möglichkeiten des Erzählens und Berichtens zu begeistern. Auch Dr. Wolfram Wessels, Feature-Autor, Redakteur und Hörfunkhistoriker, der für den Südwestrundfunk (SWR) unter anderem den "Doku-Blog" verantwortet, betonte die Notwendigkeit, das Internet als Verbreitungsplattform zu nutzen: "Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass hier ein zusätzlicher technischer und auch finanzieller Aufwand entsteht, den Radio-Autoren allein nicht immer bewältigen können."

Neben den kontroversen Diskussionen um das "neue" Feature, wurden darüber hinaus während der "40. International Feature Conference" intensiv "herkömmliche" Radio-Features von Autoren aus aller Welt analysiert: "Die Qualität der Arbeiten ist durchgehend hoch, aber die Macharten sehr unterschiedlich", so Wolfram Wessels, SWR. Hier wirkten unterschiedliche Erzähltraditionen fort. Darüber hinaus wurden Fragen der Themenfindung, der Dramaturgie und der akustischen Gestaltung von Features besprochen. "Die International Feature Conference dient immer auch dem Austausch und der Vernetzung der Radiomacher aus aller Welt - diesem Anspruch ist sie auch bei ihrer 40. Ausgabe in Leipzig gerecht geworden", so Ulf Köhler, MDR, vom Organisationsteam.

Einer der Höhepunkte der "40. International Feature Conference" war die Verleihung des "Axel-Eggebrecht-Preises" der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig bei einem Festakt am 14. Mai an den deutschen Feature-Autor Paul Kohl. "Wir freuen uns, dass wir den Preis bei seiner vierten Auflage in diesem besonderen Rahmen und im Beisein so vieler Experten vergeben können", erklärte Stephan Seeger, Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig. Paul Kohl wurde für sein Lebenswerk von über 100 Radio-Features geehrt. Jens Jarisch, Feature-Redakteur des Rundfunks Berlin-Brandenburg, lobte den Preisträger in seiner Laudatio: "Paul Kohl untersucht die Welt aufs Genaueste, ohne sie uns zu erklären. Er recherchiert so gewissenhaft wie kaum ein anderer, indem er Fragen stellt, indem er nahe legt - indem er Kritik übt - doch er sagt nie: so und so ist die Welt". Darüber hinaus zeichne er sich durch eine weitere Eigenschaft aus: "Paul Kohl hat eine Haltung, gegenüber der Welt, der Geschichte, den Menschen, eine Haltung, die Vertrauen schafft, die ein Gefühl für Takt und Anstand einschließt, von dem jede Ebene seiner Features durchwirkt ist…Deshalb vergeben wir den 'Axel-Eggebrecht-Preis' nicht nur für ein fulminantes Lebenswerk, sondern für und an: eine Persönlichkeit."