Roman Badanin: "Hoffen wir, dass unsere Arbeit dazu beiträgt, den irrsinnigen Diktator zu stoppen"

Russischer Investigativ-Journalist mit Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2022 ausgezeichnet.

Leipzig, der 7. Oktober 2022. Am heutigen Abend wurde in Leipzig der russische Investigativ-Journalist Roman Badanin mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ausgezeichnet. Der Preis ehrt Medienschaffende und Institutionen, die sich in ihrer Arbeit der Presse- und Meinungsfreiheit verschrieben haben und dabei auch Repressionen oft bis hin zu Angriffen auf Leib und Leben in Kauf nehmen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde am Sitz der Stiftung, dem Mediencampus Villa Ida, übergeben.

Der Preisträger Roman Badanin bedankte sich für den Preis: "Ich fühle mich geehrt, diesen wichtigen Preis zu erhalten. Ich denke, dass die deutsche Gesellschaft auf diese Weise alle unabhängigen Journalisten in Russland für ihre schwierige und manchmal sehr gefährliche Arbeit auszeichnet. Lassen Sie uns hoffen, dass unsere Arbeit dazu beitragen kann, den irrsinnigen Diktator zu stoppen, der die Macht in meinem Land gekapert hat, - und das Blutvergießen in der Ukraine zu beenden" (Hinweis: das Originalzitat finden Sie am Ende dieser Pressemitteilung).

Burkhard Jung, Vorsitzender des Stiftungsrats der Medienstiftung und Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, würdigte Roman Badanin als "Leuchtturm des unabhängigen Journalismus in und für Russland. Medienschaffende wie er haben uns frühzeitig gewarnt, welch Geistes Kind der russische Präsident Putin ist - und viele haben teuer dafür bezahlt. Wir müssen in der Zukunft noch viel früher und genauer hinhören, wenn solche Stimmen ertönen."

Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Medienstiftung sowie der Sparkasse Leipzig, erklärte angesichts der aktuellen politischen Situation in Russland, dass jedem, der sich gegen das Regime Putin erhebe, die volle Solidarität der westlichen Gesellschaften gebühre: "Wir sehen zur Zeit, wie die Menschen mit den Füßen abstimmen und in Scharen Russland verlassen oder mit kleinen und größeren Aktionen gegen den Krieg in der Ukraine protestieren. Solche Reaktionen der Zivilgesellschaft müssen wir, wo immer es geht, unterstützen und verstärken."

"Mit der Auszeichnung hat die Preisjury ein deutliches Signal gesetzt, dass die freie Welt nicht willens ist, die Liquidierung der Presse- und Meinungsfreiheit durch Putins autokratisches Regime hinzunehmen. Wo keine freie Presse existiert, wird die Lüge zur regierungsamtlich verordneten Wahrheit", hatte Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung, bereits bei der Bekanntgabe des Preisträgers im Juli dieses Jahres erklärt.

Die Preisverleihung wurde am 7. Oktober ab 17.00 Uhr auf der Homepage der Medienstiftung und auf Youtube unter https://www.youtube.com/watch?v=8X--rANdrPI live übertragen. Neben der Übergabe des Preises können Sie auch eine Podiumsdiskussion mit Roman Badanin und den früheren Medienpreisträgern Renate Flottau und Arndt Ginzel, moderiert von Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung), verfolgen.

Über den Preisträger:

1970 in Kurgan (Russland) geboren, hat Roman Sergejewitsch Badanin ab 1997 die journalistische Arbeit bei der unabhängigen Zeitung Iswestija kennengelernt, im Anschluss arbeitete Badanin in führenden Positionen russischer Medien wie Gazeta.ru sowie westlicher Medien in Russland wie Forbes.ru. Die zunehmende Beschränkung der Medienfreiheit begegnete ihm zwischen 2014 und 2017 als Chefredakteur der Nachrichtenagentur RBK und des regierungskritischen TV-Senders Dozhd. 2018 gründete Roman Badanin, der ab 2017 als Stipendiat des John S. Knight Journalism Fellowships an der Universität Stanford studierte, das Investigativ-Portal Proekt (Projekt), das unter anderem über die paramilitärische russische Organisation "Wagner" und über wirtschaftliche Aktivitäten und Korruption der russischen politischen Eliten berichtete.

Ab 2019 wurde Proekt von staatlichen Stellen beobachtet und 2021 als erstes unabhängiges Nachrichtenportal in die Liste "unerwünschter Organisationen" aufgenommen. Putins Regime erklärte Badanin sowie weitere Mitglieder der Redaktion zu "ausländischen Agenten". Ihre Wohnungen wurden durchsucht und hohe Geld- und Freiheitsstrafen angedroht, sollte Proekt weiterbetrieben werden. Badanin - gerade auf einer Auslandsreise - beschloss, nicht nach Russland zurückzukehren. Proekt wurde vom Ausland aus weiterbetrieben, parallel gründete Roman Badanin im Herbst 2021 die Investigativplattform Agentstvo (Die Agentur). Derzeit arbeitet Badanin als Senior JSK Fellow an der Universität Stanford.

Zum Preis:

Mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien ehrt die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig seit 2001 jährlich Journalisten, Verleger und Institutionen, die sich mit hohem persönlichen Einsatz für die Freiheit und Zukunft der Medien engagieren. Der Preis soll auch die Erinnerung an die friedliche Revolution in Leipzig am 9. Oktober 1989 wachhalten: Damals forderten die Demonstranten "eine freie Presse für ein freies Land".

Englisches Originalzitat von Roman Badanin: I am honored to receive this important award. I believe that in this way the German society rewards all independent journalists in Russia for their difficult and sometimes very dangerous work. Let's hope that our work will help stop the insane dictator who seized power in my country and stop the bloodshed in Ukraine.


Preisträger:
2022 - Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien