Auszeichnung für eine "feinfühlige, poetische Sprache"

Erich-Loest-Preis 2021 der Medienstiftung geht an Ulrike Almut Sandig

Leipzig, der 3. Dezember 2020. Die Autorin Ulrike Almut Sandig wird mit dem Erich-Loest-Preis 2021 ausgezeichnet. Der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig im Andenken an den 2013 verstorbenen Leipziger Schriftsteller und Ehrenbürger Erich Loest ins Leben gerufene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird zum dritten Mal verliehen. Die Preisverleihung findet am 24. Februar 2021, dem Geburtstag Loests, im Mediencampus Villa Ida in Leipzig statt. Die Laudatio hält Andreas Montag, Ressortleiter Kultur der Mitteldeutschen Zeitung.

Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung, würdigt die Entscheidung der Jury und die neue Preisträgerin: "Ulrike Almut Sandig hat sich nicht nur mit ihrer Lyrik einen Namen gemacht - nun hat sie mit 'Monster wie wir' ihren ersten Roman veröffentlicht und greift in ihm ein vielfach verschwiegenes und doch omnipräsentes gesellschaftliches Thema auf. Die Auseinandersetzung mit Gewalt, Verlust und Verschweigen verbindet Ulrike Almut Sandig mit dem Namensgeber unseres Preises Erich Loest, dem unvergessenen, langjährigen Freund und Förderer der Stiftungen der Sparkasse Leipzig. Ich gratuliere der Jury zu dieser ausgezeichneten Wahl!"

"Mit 'Monster wie wir' hat Ulrike Almut Sandig eine fulminante, literarisch anspruchsvolle Auseinandersetzung mit dem brisanten, über den Tag hinaus weisenden Thema des Missbrauchs und sexualisierter Gewalt in der Familie vorgelegt", so die Jury in ihrer Begründung der Preisvergabe an Sandig. "Ulrike Almut Sandig erhält den Erich-Loest-Preis jedoch ausdrücklich nicht nur für ihr kraftvolles Roman-Debüt, sondern zugleich für ihr gesamtes, schon gewichtiges und bisher überwiegend von Lyrik geprägtes Werk", erklärt Hartwig Hochstein, Vorsitzender der Jury und ehemaliger Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung.

Zur Jury:

  • Hartwig Hochstein (Juryvorsitz, ehemaliger Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung und Mitglied des Stiftungsrates der Medienstiftung)
  • Dr. Thomas Brückner (Autor und Herausgeber)
  • Thomas Mayer (ehemaliger Chefreporter der Leipziger Volkszeitung und Mitglied des Stiftungsrates der Kultur- und Umweltstiftung)
  • Andreas Montag (Ressortleiter Kultur, Mitteldeutsche Zeitung)
  • Andreas Platthaus (Chef des Ressorts Literatur und literarisches Leben, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
  • Linde Rotta (freie Schriftstellerin/Leipzig)
  • Dr. Katrin Schumacher (Redaktionsleiterin Literatur, Film, Bühne, MDR Kultur)

Zur Preisträgerin:

Ulrike Almut Sandig, 1979 geboren und aufgewachsen im sächsischen Nauwalde, lebt mit ihrer Familie in Berlin. Ihre ersten literarischen Texte veröffentlichte sie als "augenpost" auf Plakaten und Gratispostkarten in Straßen und Cafés. Sandigs erste Gedichtbände "Zunder" (2005) und "Streumen" (2007) erschienen in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung Peter Hinke in Leipzig. Im Frankfurter Verlag Schöffling & Co. folgten die Erzählbände "Flamingos" (2010) und "Buch gegen das Verschwinden" (2015) sowie die Gedichtbände "Dickicht" (2011) und "Ich bin ein Feld voller Raps verstecke die Rehe und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinandergelegt" (2016).

Für ihre öffentlichen musikalischen Auftritte arbeitet sie eng mit Komponistinnen und Filmemachern zusammen, zuletzt mit dem Rapper und Dichter Grigory Semenchuk (Ukraine) und der Fusion-Rockband Alif (Indien). 2017 war Sandig Mitherausgeberin des Jahrbuchs der Lyrik sowie Poetin in Residence an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. 2020 erschien ihr erster Roman "Monster wie wir", der zum Teil in den späten Jahren der DDR spielt und das Leben dreier von sexualisierter Gewalt betroffener Kinder und ihrer Familien thematisiert.

Zum Preis:

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig im Andenken an den Schriftsteller Erich Loest alle zwei Jahre vergeben. Erich Loest war den Stiftungen der Sparkasse zeitlebens eng verbunden - als Gründungsmitglied der Medienstiftung und als Mäzen der Kultur- und Umweltstiftung, der er seinen literarischen Nachlass übereignete. Der Preis würdigt Autoren, die die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Deutschland nicht nur beschreiben, sondern mit ihrer Stimme den demokratischen Diskurs mitgestalten. Zudem sollen die Preisträger dem mitteldeutschen Raum verbunden sein. Bisherige Preisträger waren Guntram Vesper (2017) und Hans Joachim Schädlich (2019).


Preisträger:
2021 - Erich-Loest-Preis