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2006
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2004
2003
2002
2001
Christoph Wonneberger
Farida Nekzad
Roland Jahn
Siegbert Schefke
Brigitte_Alfter_2013-(Olivier-Colin)
Glenn Greenwald
Ides-Debruyne_2013-(Olivier-Colin)
Jörg_Armbruster_2013-(Olivier-Colin)
Martin_Durm_2013-(Olivier-Colin)
Tongam Rina
Ana Lilia Pérez
Aranka Szavuly
Balazs Nagy Navarro
Bettin Rühl
Fahem Boukaddous
Oleg Kaschin
Stefan Buchen
Assen Yordanov
Kurt Westergaard
Sayed Yaqub Ibrahimi
Ahmet Altan
Dušan Miljuš
Roberto Saviano
Alan Johnston
Susanne Fischer
Win Tin
Akbar Ganji
Vasil Ivanov
Wolfram Weimer
Alina Anghel
Fabrizio Gatti
Volker Lilienthal
Anna Politkowskaja
Britta Petersen
Hans-Martin Tillack
Seymour Hersh
Journalisten helfen Journalisten
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La Voz de Galicia
Netzwerk Recherche
Daoud Kuttab
Gideon Levy
Wladimir Mostowoj
Grigorij Pasko
Jolana Voldanova
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Thomas Mayer
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Badanin, Roman (Stanford University)
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Best, Benjamin_3 (Joern Blohm).jpg
Ismayilova, Khadija (Aziz Karimov).jpg
Armin Wolf
Arndt Ginzel
Gerald Gerber
Tomasz Piatek 2018
Asli Erdoğan
Deniz Yücel
Can Dündar
Erdem Gül
Jafar Panahi
Nedim Şener
Aram Radomski

Christoph Wonneberger

Aram Radomski, Siegbert Schefke, Roland Jahn und Christoph Wonneberger sind Akteure der Friedlichen Revolution 1989 in der ehemaligen DDR sowie der oppositionellen Bewegung in deren Vorfeld. Christoph Wonneberger, zwischen 1977 und 1984 evangelisch-lutherischer Pfarrer in Dresden, ab 1985 in Leipzig, koordinierte seit 1986 die montäglichen Friedensgebete in der Nikolaikirche und wirkte an der Arbeit oppositioneller Arbeitsgruppen aus der Kirche heraus mit. 1989 unterhielt er ein “Demo-Telefon”, mit dem westliche Journalisten über die Ereignisse in Leipzig informiert wurden. Am Abend des 9. Oktober 1989 gab Wonneberger in einer Live-Schaltung ein Interview in den ARD-tagesthemen und berichtete der Weltöffentlichkeit von der friedlichen Demonstration in Leipzig mit ca. 70.000 Teilnehmern.

Farida Nekzad

Die afghanische Journalistin Farida Nekzad gehört zu den renommiertesten Journalisten ihres Heimatlandes. 2002 aus dem Exil in Pakistan und von einem Kurzstudium in Indien in ihr Heimatland zurückgekehrt, war sie zwischen 2004 und 2009 als Nachrichtendirektorin und Chefredakteurin der unabhängigen und größten afghanischen Nachrichtenagentur “Pajhwok News” tätig. Anschließend wurde sie Chefredakteurin der “Wakht News Agency”, die sich insbesondere der Berichterstattung über Frauen und Frauenrechte in Afghanistan verschrieben hat. Bis Juni 2014 war Sie gewähltes Mitglied und Leiterin der “Media Commission” innerhalb der afghanischen “Independent Election Commission”, die im Umfeld der afghanischen Wahlen 2014 eine ausgewogene mediale Präsenz der zur Wahl stehenden Parteien gewährleisten sollte. Farida Nekzad schulte junge Journalistinnen in Afghanistan und ist darüber hinaus als ehrenamtliches Vorstandsmitglied in der länderübergreifenden Organisation “South Asian Women in Media” aktiv. Ihr Engagement und ihre journalistische Tätigkeit machte sie zu einer vielbeachteten Stimme im Kampf um Frauenrechte und um Pressefreiheit - und in der Vergangenheit zur Zielscheibe von mehrfachen Morddrohungen, einem Bombenattentat und einer versuchten Entführung. Farida Nekzad hielt sich ab Mitte 2014 als Gast der “Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte” (www.hamburger-stiftung.de) in Deutschland auf, reiste aber 2015 zurück in ihre Heimat. Nachdem die Taliban im August 2021 erneut die Kontrolle über Afghanistan übernahmen, gelang Nekzad die erneute Flucht nach Deutschland.

Roland Jahn

Roland Jahn wurde wegen seiner Kritik an der Biermann-Ausbürgerung 1977 von der Uni exmatrikuliert. Er gehörte zu den Mitgründern des “Friedenskreises Jena” und wurde u. a. wegen seines Eintretens für Meinungsfreiheit politisch verfolgt. 1982 wurde er in Untersuchungshaft genommen, verurteilt und nach Protesten im Westen vorzeitig freigelassen. Im Juni 1983 wurde er dann gegen seinen Willen aus der DDR geworfen. Von West-Berlin aus unterstützte er die DDR-Opposition finanziell und logistisch, beispielsweise mit der Beschaffung von Druckmaschinen und Videokameras. Als Journalist produzierte er für die ARD zahlreiche Beiträge zur DDR-Opposition, zur Verletzung der Menschenrechte und zur Umweltverschmutzung und trug damit wesentlich zur Schaffung einer Gegenöffentlichkeit bei. Seit März 2011 ist Roland Jahn Bundesbeauftragter der Stasi-Unterlagen-Behörde.

Siegbert Schefke

Siegbert Schefke gehörte zu den Mitbegründern der Berliner “Umwelt-Bibliothek”, wo er Aram Radomski kennenlernte. Gemeinsam arbeiteten sie freiberuflich für verschiedene westdeutsche Medien und dokumentierten insbesondere den Verfall historischer Altstädte, die Umweltzerstörung in der DDR sowie die aufkeimende Oppositionsbewegung. Mit einer von Roland Jahn beschafften Kamera filmten sie vom Turm der Reformierten Kirche am “Leipziger Ring” aus die Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989. Ihr bedeutsames Material veröffentlichten westdeutsche Medien am 10. Oktober 1989, von wo die Leipziger Demonstrationen in die Welt hinaus-, vor allem aber in die DDR zurückstrahlten. Schefke arbeitet bis heute als Fernsehredakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk. Radomski ist Geschäftsführer der Berlintapete GmbH.

Brigitte Alfter

Brigitte Alfter (Dänemark) und Ides Debruyne (Belgien) sind Initiatoren des “Journalismfund.eu”. Die 2008 gegründete Organisation fördert europäischen, kooperativen Recherchejournalismus durch Recherche-Stipendien sowie die “European Data Harvest Konferenz” für Daten- und Recherchejournalismus. Alfter und Debruyne erkannten den Bedarf an gründlichen Recherchen zu europäischen Themen, bei deren Bearbeitung Journalisten nicht durch Ländergrenzen behindert werden sollten. Die Stipendien der Organisation ermöglichen es Journalisten, in multinationalen Rechercheteams zusammen zu arbeiten. Beispiele für länderübergreifende Themen sind Menschenhandel, Missbrauch von EU-Geldern oder illegaler Waffenhandel. Brigitte Alfter war Brüssel-Korrespondentin der dänischen Zeitung “Dagbladet Information” und Gründungs-Mitglied des dänischen “Scoop”-Projektes zur Förderung von Recherchejournalismus vor allem in Osteuropa. Ides Debruyne ist Managing Director des “Journalismfund.eu” und lehrt Journalismus an der Universität Gent.

Glenn Greenwald

Die Tageszeitung “The Guardian”, 1821 in Manchester gegründet, zählt zu den auflagenstärksten britischen Tageszeitungen. Der Guardian hat sich durch seinen investigativen und aufklärerischen Journalismus einen Namen gemacht: 2010 werden unter journalistischer Führung des Guardian die “Afghanistan-Papers” von WikiLeaks veröffentlicht, ebenfalls im Jahr 2010 deckt der Guardian die Abhörpraxis durch die britischen Zeitungen des Rupert Murdoch auf. Seit Mai 2013 veröffentlicht der Journalist Glenn Greenwald Informationen über großflächige geheimdienstliche Abhörprogramme (PRISM, Tempora) im Guardian. Die Zeitung wird aufgrund dieser Berichte von der britischen Regierung unter Druck gesetzt und muss Recherchematerial vernichten. Der US-amerikanische Rechtsanwalt, Autor, Blogger und Journalist Glenn Greenwald setzte mit seinen Enthüllungen zu großflächigen nachrichtlichen Abhörprogrammen (PRISM, Tempora etc.) auf Basis des Materials von Whistleblower Edward Snowden ein Highlight des investigativen Journalismus. Zusammen mit Filmemacherin Laura Poitras hat Greenwald zu Beginn des Jahres 2013 Snowden in Hong Kong interviewt. Greenwald hatte sich bereits zuvor mit den Themen “Staatliche Überwachung” und “Einschränkung von Bürgerrechten” beschäftigt. In mehreren Büchern und mit seinen Artikeln bei Salon.com, einer Online-Debattenzeitschrift, hat der Autor gegen verdeckte Kontrolle durch die Geheimdienste Stellung bezogen.

Ides Debruyne

Brigitte Alfter (Dänemark) und Ides Debruyne (Belgien) sind Initiatoren des “Journalismfund.eu”. Die 2008 gegründete Organisation fördert europäischen, kooperativen Recherchejournalismus durch Recherche-Stipendien sowie die “European Data Harvest Konferenz” für Daten- und Recherchejournalismus. Alfter und Debruyne erkannten den Bedarf an gründlichen Recherchen zu europäischen Themen, bei deren Bearbeitung Journalisten nicht durch Ländergrenzen behindert werden sollten. Die Stipendien der Organisation ermöglichen es Journalisten, in multinationalen Rechercheteams zusammen zu arbeiten. Beispiele für länderübergreifende Themen sind Menschenhandel, Missbrauch von EU-Geldern oder illegaler Waffenhandel. Brigitte Alfter war Brüssel-Korrespondentin der dänischen Zeitung “Dagbladet Information” und Gründungs-Mitglied des dänischen “Scoop”-Projektes zur Förderung von Recherchejournalismus vor allem in Osteuropa. Ides Debruyne ist Managing Director des “Journalismfund.eu” und lehrt Journalismus an der Universität Gent.

Jörg Armbruster

Jörg Armbruster als ARD-Korrespondent und Martin Durm als SWR-Hörfunkreporter haben das Risiko auf sich genommen, unabhängig und authentisch vom Leid der Menschen im Bürgerkriegsland Syrien zu berichten, das für Journalisten derzeit als eines der gefährlichsten Länder der Welt gilt. Die Arbeit der beiden Journalisten ist vor allem deshalb hoch einzuschätzen, weil aus Syrien oftmals nur dubioses Bildmaterial aus zweiter Hand vorliegt, das auch manipuliert sein könnte. Bei einer gemeinsamen Recherchereise für einen Dokumentarfilm im März 2013 gerieten sie in der umkämpften syrischen Metropole Aleppo in einen Hinterhalt. Armbruster wurde dabei schwer verletzt. Armbruster und Durm setzten sich für unabhängige Berichterstattung ein – auch unter Gefahr für das eigene Leben und werden für ihre Berichterstattung aus Syrien als Team ausgezeichnet.

Martin Durm

Jörg Armbruster als ARD-Korrespondent und Martin Durm als SWR-Hörfunkreporter haben das Risiko auf sich genommen, unabhängig und authentisch vom Leid der Menschen im Bürgerkriegsland Syrien zu berichten, das für Journalisten derzeit als eines der gefährlichsten Länder der Welt gilt. Die Arbeit der beiden Journalisten ist vor allem deshalb hoch einzuschätzen, weil aus Syrien oftmals nur dubioses Bildmaterial aus zweiter Hand vorliegt, das auch manipuliert sein könnte. Bei einer gemeinsamen Recherchereise für einen Dokumentarfilm im März 2013 gerieten sie in der umkämpften syrischen Metropole Aleppo in einen Hinterhalt. Armbruster wurde dabei schwer verletzt. Armbruster und Durm setzten sich für unabhängige Berichterstattung ein – auch unter Gefahr für das eigene Leben und werden für ihre Berichterstattung aus Syrien als Team ausgezeichnet.

Tongam Rina

In der indischen Öffentlichkeit, bei internationalen Beobachtern und Kollegen vor Ort genießt Tongam Rina einen exzellenten Ruf, der sich sowohl auf ihre journalistische Arbeit als auch auf ihre persönliche Integrität gründet. Zwar wird die Pressefreiheit in Indien von der Verfassung garantiert, das Beispiel Tongam Rina zeigt jedoch die akute Gefährdung kritischer Journalisten im Land: Als Reporterin der “Arunachal Times” im Bundesstaat Arunachal Pradesh berichtet sie über Korruption innerhalb lokaler Behörden bei der Verteilung von Nahrungsmitteln, den fragwürdigen Bau von Staudämmen, Umweltskandale, militärische Operationen der extremistischen NSCN sowie die Situation von Frauen in Indien. Am 15. Juli 2012 wurde Tongam Rina vor der Redaktion der Zeitung von Unbekannten niedergeschossen und erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Derzeit ist Tongam Rina Gast der “Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte” und recherchiert von Deutschland aus weiter.

Ana Lilia Pérez

Die investigative Journalistin Ana Lilia Pérez ist eine der renommiertesten Reporterinnen Mexikos. Seit 2003 publiziert Pérez unter anderem in großen mexikanischen Tageszeitungen wie “La Jornada” oder “Milenio”. Zudem ist Ana Pérez als freie Schriftstellerin tätig und hat mehrere Bücher über ihre Recherchen veröffentlicht. Seit Jahren deckt sie die Machenschaften des organisierten Verbrechens und seiner Komplizen in der Politik auf und schwebt deshalb ständig in Lebensgefahr. Ihre Arbeit wird von Verfolgung, Haftbefehlen und auch Todesdrohungen begleitet. In ihrem Buch “El Cártel Negro”, das im Dezember 2011 erschienen ist, setzt Pérez ihre langjährigen Recherchen über illegale Geschäfte des staatlichen Mineralölkonzerns “Petróleos Méxicanos” fort. In diese sind Politiker, Unternehmer und die mächtigen Drogenkartelle verwickelt. Bereits seit 2008 hatte die Journalistin mehrere Skandale um den Konzern aufgedeckt und erhielt seither mehrfach Morddrohungen. Ende 2011 wurden zwei Kolleginnen von Pérez gefoltert und ermordet. Ana Lilia Pérez war 2012 Gast der “Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte” und ist seit dem 1. Juli 2013 Stipendiatin im Writers-in-Exile-Programm. Für ihre Artikel und Bücher wurde Pérez unter anderem von UNICEF, dem Presseclub México und dem Verband lateinamerikanischer Journalisten ausgezeichnet.

Aranka Szávuly

Die beiden ungarischen Journalisten Balázs Nagy Navarro und Aranka Szávuly sind Vizepräsidenten der Unabhängigen Gewerkschaft für Fernseh- und Filmschaffende in Ungarn und bis vor kurzem Redakteure beim öffentlich-rechtlichen ungarischen Fernsehen “MTV”. Nachdem der regierungskritische, ehemalige Vorsitzende des ungarischen Obersten Gerichtshofes, Zoltan Lomnici, aus den öffentlich-rechtlichen Nachrichten herausretuschiert wurde, initiierten Nagy Navarro und Szávuly ab 10. Dezember 2011 einen dreiwöchigen Hungerstreik, um gegen die Manipulation der Nachrichten durch regierungstreue Verantwortliche des Senders zu protestieren. Am 17. Tag ihres Hungerstreiks wurden Nagy Navarro und Szávuly widerrechtlich gekündigt. Nach ihrer Entlassung verwehrte man den beiden den Zutritt zum Gebäude des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, obwohl sie als Gewerkschaftsmitglieder das Recht hierzu haben.

Erst ein halbes Jahr später durfte Nagy Navarro auf Gerichtsbeschluss seine persönlichen Sachen aus dem Sender abholen. Mit Inkrafttreten des auch international umstrittenen ungarischen Mediengesetzes Anfang 2011 wurden die Führungen der öffentlich-rechtlichen Sender mit Kadern, die der Regierungspartei FIDESZ nahestehen, besetzt. Nach Angaben zahlreicher Mitarbeiter der Sender lassen diese kontinuierlich Nachrichten manipulieren. Nagy Navarro und Szávuly werden seit ihrem öffentlichen Protest von FIDESZ-kontrollierten Medien kritisiert und diffamiert. Zu seinem Engagement befragt sagte Nagy Navarro: “Ich muss immer daran denken, dass anderswo Menschen ihr Leben für die Bürgerrechte riskieren. Ich riskiere nur meinen Job.”

Balázs Nagy Navarro

Die beiden ungarischen Journalisten Balázs Nagy Navarro und Aranka Szávuly sind Vizepräsidenten der Unabhängigen Gewerkschaft für Fernseh- und Filmschaffende in Ungarn und bis vor kurzem Redakteure beim öffentlich-rechtlichen ungarischen Fernsehen “MTV”. Nachdem der regierungskritische, ehemalige Vorsitzende des ungarischen Obersten Gerichtshofes, Zoltan Lomnici, aus den öffentlich-rechtlichen Nachrichten herausretuschiert wurde, initiierten Nagy Navarro und Szávuly ab 10. Dezember 2011 einen dreiwöchigen Hungerstreik, um gegen die Manipulation der Nachrichten durch regierungstreue Verantwortliche des Senders zu protestieren. Am 17. Tag ihres Hungerstreiks wurden Nagy Navarro und Szávuly widerrechtlich gekündigt. Nach ihrer Entlassung verwehrte man den beiden den Zutritt zum Gebäude des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, obwohl sie als Gewerkschaftsmitglieder das Recht hierzu haben.

Erst ein halbes Jahr später durfte Nagy Navarro auf Gerichtsbeschluss seine persönlichen Sachen aus dem Sender abholen. Mit Inkrafttreten des auch international umstrittenen ungarischen Mediengesetzes Anfang 2011 wurden die Führungen der öffentlich-rechtlichen Sender mit Kadern, die der Regierungspartei FIDESZ nahestehen, besetzt. Nach Angaben zahlreicher Mitarbeiter der Sender lassen diese kontinuierlich Nachrichten manipulieren. Nagy Navarro und Szávuly werden seit ihrem öffentlichen Protest von FIDESZ-kontrollierten Medien kritisiert und diffamiert. Zu seinem Engagement befragt sagte Nagy Navarro: “Ich muss immer daran denken, dass anderswo Menschen ihr Leben für die Bürgerrechte riskieren. Ich riskiere nur meinen Job.”

Bettina Rühl

Bettina Rühl ist seit 1988 freie Journalistin und Feature-Autorin mit dem Schwerpunkt Afrika. Für verschiedene Sender der ARD und den Deutschlandfunk arbeitet sie für Kulturprogramme, Feature- und politische Redaktionen. Seit April 2011 ist sie freie Afrika-Korrespondentin in Nairobi. Bettina Rühl schreibt darüber hinaus für Zeitungen und eine Nachrichtenagentur. Seit Mitte der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts recherchiert Bettina Rühl investigativ in zahlreichen afrikanischen Staaten. So reiste sie während des Bürgerkrieges nach Algerien und berichtete von dem vom Terror geprägten Alltag der Menschen. Ab 2001 bearbeitet Rühl die großen Komplexe Flucht und Migration und Bürgerkrieg. Sie recherchierte hierfür unter anderem in Dadaab, dem größten Flüchtlingslager der Welt. 2011 berichtete Bettina Rühl unter besonders heiklen Bedingungen über die Situation in Mogadischu, der vom jahrelangen Bürgerkrieg gezeichneten Hauptstadt Somalias.

Ihre Recherchen sind nur mit sorgfältiger Vorbereitung möglich, einer genauen Kenntnis regionaler Besonderheiten und, wenn nötig, einem Aufgebot zuverlässiger Personenschützer. 2000 erhielt Bettina Rühl den Medienpreis der Kindernothilfe für ihr Hörfunk-Feature “Krieg der Kinder” über Kindersoldaten in Sierra Leone. 2012 wurde ihr ARD Radio-Feature “Die Macht der Warlords von Mogadischu” mit dem “Medienpreis Entwicklungspolitik 2011″ in der Kategorie Hörfunk ausgezeichnet. Preise/Ehrungen – 2013 “Reemtsma Liberty Award” für das ARD-Radio-Feature “Der Anführer”

Fahem Boukaddous

Fahem Boukaddous gilt als eine Symbolfigur der Jasminrevolution in Tunesien im Frühjahr 2011. Bereits Jahre vor dem politischen Umbruch in Tunesien hat der 41 Jahre alte Journalist kritisch und mutig über die Missstände unter der autokratischen Herrschaft von Zine el-Abidine Ben Ali berichtet. Seinen Einsatz für Demokratie, Meinungsfreiheit und Pluralismus musste auch er teuer bezahlen: Er wurde der Gründung einer kriminellen Vereinigung bezichtigt und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Unmittelbar nach seiner Freilassung im Frühjahr 2011 rief der Fernsehjournalist den Verein “Centre de Tunis pour la Liberté de Presse” ins Leben. Die Jury würdigt sein Engagement für die Pressefreiheit in Tunesien und seinen starken inneren Willen, sich nicht beirren zu lassen. Er stehe stellvertretend für alle, die den Wandel in Tunesien möglich machten und sich gegen Fanatismus und staatliche Willkür einsetzen.

Oleg Kaschin

Oleg Kaschin zählt zu den bekanntesten Enthüllungsjournalisten Russlands. Er setzt sich nicht nur mit Demokratiemängeln in Russland auseinander, sondern greift auch mutig Sozial- und Umweltthemen auf. Kaschin berichtete unter anderem kritisch über die Jugendorganisation “Junge Garde”, eine Nachwuchsorganisation der Partei “Einiges Russland”. Im November 2010 wurde er überfallen und brutal zusammengeschlagen. Nachdem die “Junge Garde” zuvor auf ihrer Web-Seite in heftigen verbalen Attacken Kaschin als Verräter gebrandmarkt und seine Bestrafung gefordert hatte, distanzierte sie sich später von dem Angriff. Der Überfall hatte in Russland eine Welle der Empörung bis hin zum Präsidenten ausgelöst und sorgte international für Aufsehen. Obgleich Kaschin noch heute an den Folgen des Überfalls leidet, ist sein Wille, sich nicht mundtot machen zu lassen, ungebrochen. Die Jury sieht in Oleg Kaschin ein journalistisches Vorbild der Gegenwart: Der 31 Jahre alte Russe zeichne sich durch eine besonders besonnene, gründliche und sachorientierte Arbeitsweise aus. In Russland gab und gibt es immer wieder hinterhältige Gewaltattacken gegen kritische Journalisten. Kaschin betreibt auch einen Blog unter http://kashin.livejournal.com/

Stefan Buchen

Stefan Buchen ist durch seine packenden Berichte aus Krisenregionen des Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrikas bekannt geworden. Der 42 Jahre alte ARD-Fernsehreporter scheut keine Gefahren, um der Welt zu zeigen, was wirklich geschieht. Er liefert authentische Berichte, ob von Taliban-Kämpfern in Afghanistan oder von Kampfgebieten in Libyen. Seine exzellenten Sprachkenntnisse eröffnen ihm den direkten Zugang zu den Menschen vor Ort. Ihre Gefühle und Wünsche fließen in seine Berichte ein, was sie zu einmaligen Zeitzeugnissen macht. Stefan Buchen gibt auch den Menschen eine Stimme, die keine haben. Das ist ein Kriterium, das für die Jury bei der Preisvergabe besonders wog. Darüber hinaus zeichnet sich Stefan Buchen laut Jury durch großen persönlichen Einsatz, hohe journalistische Sorgfalt und klischeefreie Berichte aus. Preise/Ehrungen: – 2011: Reporter des Jahres

Assen Yordanov

Assen Yordanov ist ein freier Journalist aus Bulgarien. Er arbeitet in der Stadt Burgas unter anderem für die Zeitungen “Monitor” und “Dnewnik”. Die Region am Schwarzen Meer ist bekannt für Korruption und organisierte Kriminalität, in deren Folge es immer wieder zu folgenschwere Umweltverbrechen kommt. Yordanov thematisiert die Missstände und setzt sich fortlaufend großen persönlichen Gefahren aus. In der bulgarischen Medienwelt “wirkt er wie ein UFO”, schreibt die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) über Assen Yordanov. “Journalismus in Bulgarien ist wie ein Slalom mit dem Snowboard beim Super-G. Man biegt und dreht sich, um Hindernisse zu vermeiden”, sagt Yordanov selbst über die schwierige Situation der Medien in seinem Land. Misshandlungen und Bedrohungen von Journalisten sind laut ROG Alltag in Bulgarien. Yordanov hat das bereits am eigenen Leib erfahren.

Gemeinsam mit der Kollegin Maria Nikolaeva recherchierte er 2007 über ein Bauprojekt in Strandja, dem größten Naturreservat Bulgariens. Die Journalisten deckten auf, dass die Bebauung gegen geltendes Recht verstößt und die Arbeiten ohne Genehmigung begonnen hatten. Ein “Präzedenzfall für Korruption auf aller höchster Ebene” sagt Yordanov. Nach der Veröffentlichung drohten Männer seiner Kollegin an, sie mit Säure zu übergießen. Yordanov wurde damals von vier Kriminellen mit Eisenstangen verprügelt. Dennoch lässt er sich nicht einschüchtern und veröffentlicht weiterhin kritische Texte.

Kurt Westergaard †

Kurt Westergaard arbeitete bis zu seinem 50. Lebensjahr als Lehrer für Deutsch, Englisch und Kunsterziehung. Erst danach begann der heute 75-jährige professionell Karikaturen zu zeichnen, seit vielen Jahren für die dänische Zeitung “Jyllands-Posten”. Am 30. September 2005 veröffentlichte das Blatt insgesamt zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed. Eine davon stammte von Westergaard und zeigte den Religionsstifter mit einer Bombe im Turban. Monate später brachen weltweit zum Teil gewalttätige Proteste aus. Bei den zahlreichen Unruhen starben mindestens 50 Menschen. Mehrere muslimische Staaten forderten eine Strafe für Westergaard, dessen Zeichnung besonders provozierte. Es begann eine heftig geführte Debatte um Meinungsfreiheit auf der einen und den Respekt vor Religion auf der anderen Seite. Trotz öffentlicher Morddrohungen verteidigte Westergaard seinerzeit – als einziger der Zeichner – öffentlich sein Recht auf Meinungsfreiheit und lehnte eine Entschuldigung ab. Seit Ende 2007 muss er deshalb von der Polizei geschützt werden. 2008 wurden in Århus mehrere Männer festgenommen, die ihn offenbar töten wollten. Zuletzt konnte sich Westergaard am Neujahrstag 2010 vor einem Attentäter retten, der in sein Haus eingedrungen war und ihn mit einer Axt bedrohte. “Es ist absurd, dass man im eigenen Haus, im eigenen Land um sein Leben fürchten muss, wenn man als Karikaturist eine Meinung hat, die anderen nicht passt”, sagt Westergaard. Im Mai 2012 distanzierte er sich von der Verwendung seiner Mohammed-Karikatur und seines Namens durch die Partei Pro NRW: “Meine Zeichnung war ein Kommentar zur Meinungsfreiheit, und nur mit Meinungsfreiheit soll man mich verbinden”. Kurt Westergaard verstarb am 14. Juli 2021.

Preise/Ehrungen: – September 2010: M100-Medienpreis, verliehen von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel für seine Beiträge zur Meinungs- und Pressefreiheit

Sayed Yaqub Ibrahimi

Sayed Yaqub Ibrahimi ist ein junger Journalist aus der nord-afghanischen Stadt Mazar-i-Sharif. Seit 2004 recherchiert Ibrahimi (Jahrgang 1980) in seiner Heimat für das Londoner “Institute for War and Peace Reporting”. Bis heute hat er für die renommierte Organisation über 130 Texte veröffentlicht, die sich überwiegend direkt mit dem Machtmissbrauch regionaler Kriegsfürsten und der afghanischen Eliten auseinandersetzen. Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzungen und Korruption sind die wichtigsten Themen seiner Reportagen. “Yaqub arbeitet wie ein angelsächsischer Journalist”, sagt Tillmann Schmalzried, Afghanistan-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker, der mit Ibrahimi in regelmäßigem Kontakt steht. “Er äußert selten seine Meinung, sondern interviewt so viele Akteure, bis sich die Täter in seinen Texten selbst entlarven.” Infolge seiner Recherchen erhielt Ibrahimi mehrfach Morddrohungen von Warlords und Taliban. Sein Bruder, der Journalistik-Student Parwiz K. Ibrahimi, wurde von einem islamischen Gericht erst zum Tode und dann zu 20 Jahren Haft verurteilt. Beobachter beurteilen dies als Stellvertreterprozess. Sayed Yaqub Ibrahimi selbst glaubt, dass mit dem jüngeren Bruder als Geisel sein Schweigen erpresst werden soll. Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte lud Ibrahimi 2008 für ein Jahr in die Hansestadt ein. Doch Ibrahimi kehrte bereits nach wenigen Monaten in seine Heimat zurück und kämpfte aus dem Untergrund für seinen Bruder und für die Durchsetzung der Menschenrechte. Inzwischen lebt Ibrahimi in Kanada.

Ahmet Altan

Der in Istanbul lebende Ahmet Altan ist Autor zahlreicher Bestseller-Romane. Er war bis 2012 Chefredakteur der 2007 gegründeten Tageszeitung "Taraf" ("Standpunkt"), die mit einigen Enthüllungsgeschichten für Aufsehen in der Türkei sorgte. Altan begann seine Karriere als Journalist. Der Sohn einer Intellektuellenfamilie geriet jedoch mehrmals mit der Staatsmacht in Konflikt und war letztlich gezwungen, sich auf das Romanschreiben zu konzentrieren. Bis 1995 war Altan Kolumnist für renommierte türkische Zeitungen wie "Hürriyet", "MiIIiyet" oder "Radikal" tätig. Das Massenblatt "Milliyet" entließ ihn 1995 nach Erscheinen der Kolumne "Atakürt", in der er den fiktiven Staat Kurdey skizzierte, in welchem mehrheitlich Kurden leben. Im September 2008 widmete Altan den Opfern des armenischen Genozids einen Artikel. Dafür wurde er unter Berufung auf Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuchs beschuldigt, das Türkentum zu spalten. Er war Gründungmitglied, Chefredakteur und Kolumnist der Tageszeitung "Taraf". Die Zeitung hat sich mit ihrer couragierten Berichterstattung bei der Regierung und auch beim Militär Feinde gemacht; insbesondere durch einen Artikel über einen Anschlag der kurdischen Partei PKK, bei dem 17 Soldaten getötet wurden. In dem Bericht heißt es, die Armee habe von der Aktion gewusst, aber nichts dagegen unternommen. "Man muss verrückt sein, um so etwas zu machen", sagte Altan über seine Arbeit.

Ahmet Altan und sein Bruder Mehmet Altan wurden 2016 nach dem gescheiterten Putsch gegen Präsident Erdogan inhaftiert und 2018 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Erst im April 2021 wurde Altan überraschend freigelassen, nachdem ein türkisches Berufungsgericht das ursprüngliche Urteil wegen Terrorunterstützung als "unbegründet" aufgehoben hatte. Während seiner Haft hatte Altan den "Geschwister-Scholl-Preis" 2019 erhalten. Ende Oktober 2021 wurde Ahmet Altan mit dem französischen "Prix Femina" in der Kategorie "ausländischer Roman" für sein Werk "Madame Hayat". Den Roman hatte Altan noch im Gefängnis geschrieben.

Dušan Miljuš

Dušan Miljuš war leitender Redakteur der in Zagreb erscheinenden Zeitung “Jutarnji list”. 20 Jahre schrieb Miljus über die schmutzigen Geschäfte der Balkan-Mafia und deren Verstrickungen mit der Politik. Am 2. Juni 2008 wurde Miljuš von zwei Unbekannten mit Baseballschlägern vor seinem Haus verprügelt. Die Täter brachen ihm den Arm und fügten ihm eine Gehirnerschütterung zu. Da der Fall international bekannt wurde, steht der Journalist seitdem unter Polizeischutz. Vor dem Überfall erhielt er Drohbriefe, in einer Konkurrenzzeitung erschien seine Todesanzeige. Vermutlich waren Artikel über Waffenschmuggel zwischen EU und ehemaligen jugoslawischen Staaten sowie über die Mafia im städtischen Baugewerbe Auslöser für die Drohungen und den Überfall. Der Autor nannte darin auch Namen von Personen, die offenbar verwickelt waren. Der Fall von Dušan Miljuš ist nur einer von vielen, aber er wurde von der kroatischen Presse zum Symbol gemacht. In der “Jutarnji list” zählen die Kollegen die Tage seit dem Überfall und veröffentlichen immer wieder das Foto des Redakteurs – bis das Verbrechen lückenlos aufgeklärt sein wird. Seit Ende des Balkankrieges gab es rund 40 Übergriffe auf kroatische Journalisten.

Roberto Saviano

Bekannt wurde der Journalist und Schriftsteller Roberto Saviano mit einem Bestsellerroman “Gomorrha” über das neapolitanische Verbrechersyndikat “Camorra”. Saviano wurde in einer Kleinstadt bei Neapel, einer Camorra-Hochburg, geboren. Sein Vater, ein renommierter Arzt, wurde von Camorra-Mitgliedern verprügelt, weil er gegen deren Willen einen Patienten behandelte. Saviano studierte Philosophie in Neapel, wo er später als Journalist für “L’Espresso” und “La Repubblica” arbeitete. 2006 veröffentlichte er “Gomorrha”, eine Mischung aus Roman und journalistischer Reportage, der auch verfilmt wurde. Mittlerweile ist das Buch in 31 Sprachen übersetzt und in 43 Ländern publiziert worden. Der Titel ist eine Anspielung auf das sündhafte Gomorrha der Bibel und auf die Verbrecherorganisation Camorra. Für das Buch hat Saviano ein Jahr verdeckt als Hafenarbeiter recherchiert. Detailliert beschreibt der Autor die Praktiken der Mafiosi und ihre Verstrickung in Wirtschaft und Politik. Außerdem nennt er Täter und deren Geschäfte beim Namen. Ein Clan der Camorra will ihn deswegen umbringen. Seit der Veröffentlichung erhielt er mehrere Morddrohungen und lebt im Untergrund. Nachdem sich der Schriftsteller Umberto Eco und sogar das Nobelpreis-Komitee für seine Sicherheit eingesetzt haben, erhält Saviano Polizeischutz. Etwa alle zwei Tage muss er sein Versteck wechseln. Der Journalist hat geahnt, dass ihn sein Roman zum Leben im Untergrund zwingen wird: “Ihr verfluchten Dreckskerle, ich lebe noch!”, lautet der letzte Satz in “Gomorrha”. Trotz vieler Morddrohungen moderierte er im November 2010 zusammen mit Fabio Fazio auf Rai 3 die vierteilige Sendung “Vieni via con me”, zu deutsch “Komm weg mit mir”. Preise/Ehrungen: – “Gomorrha” brachte ihm mehrere Auszeichnungen ein, unter anderem den Premio Viareggio, den prestigeträchtigsten Literaturpreis Italiens – 2011: Olof-Palme-Preis

Alan Johnston

Alan Johnston berichtete als einziger westlicher Reporter dauerhaft aus dem palästinensischen Gazastreifen und scheute dabei persönliche Risiken nicht. Kollegen und Beobachter bescheinigen dem BBC-Reporter einen unaufgeregten Ton und strikte Überparteilichkeit. Am 12. März 2007 wurde er von der “Armee des Islam” verschleppt und 114 Tage in Geiselhaft gehalten. Die Entführer verlangten die Freilassung muslimischer Gefangener in Großbritannien. Um Druck auszuüben, veröffentlichten sie ein Video, das Johnston mit einem Sprengstoffgürtel um den Leib zeigte. Am Tag seiner Freilassung, dem 4. Juli 2007, wurde Alan Johnston mit dem Medienpreis der britischen Sektion von Amnesty International ausgezeichnet. Seit November 2011 arbeitet er als BBC-Korrespondent in Rom.

Susanne Fischer

Susanne Fischer beweist durch ihre journalistische Arbeit im Irak, aus dem sie seit 2003 berichtete, einen außergewöhnlichen Mut. Darüber hinaus bildet sie seit 2005 im Auftrag des britischen “Institute for War and Peace Reporting” (IWPR), das in zahlreichen postautoritären Staaten die Entwicklung einer freien Presse fördert, Journalisten aus. In Workshops und Seminaren wird journalistische Praxis vermittelt, die freie Meinungsäußerung und kritische Berichterstattung garantieren soll. Susanne Fischer, die in Hamburg und Beirut lebt, leitete das lokale Büro des IWPR im Irak. Eine Aufgabe, die Mut erforderte und die dazu beitrug, in dem zerrütteten Staat unabhängige Medien aufzubauen. Nach dreijähriger Arbeit in dem krisengeschüttelten Land ist sie seit Mai dieses Jahres in gleicher Mission für das IWPR in Syrien aktiv und pendelt zwischen Damaskus und ihrem Wohnort Beirut.

Win Tin †

Win Tin war Journalist und Schriftsteller und war mehr als 18 Jahre in Haft. Der Grund für seine insgesamt 20-jährige Gefängnisstrafe: Subversion und regierungsfeindliche Propaganda. Win Tin war Chefredakteur der Tageszeitung “Hanthawati”, die 1978 verboten wurde, er verfasste viele regierungskritische Artikel und arbeitete als Berater der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Win Tin war außerdem einer der Führer der oppositionellen “Nationalen Liga für Demokratie” (NLD). Seit seiner Festnahme im Jahr 1989 wurde Win Tin nach und nach zu drei, zehn und sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Dies geschah jeweils in geheimen, nicht-öffentlichen Verfahren. Einer der Gründe für seine Verhaftung sind seine Versuche, die Vereinten Nationen über die Menschenrechtsverletzungen in burmesischen Gefängnissen zu informieren. Zustände, unter denen der schwerkranke Win Tin selbst zu leiden hatte. Trotzdem blieb Win Tin unbeugsam und weigerte sich, der NLD abzuschwören. Am 23. September 2008 kam er aus dem Gefängnis frei und versuchte danach die NLD zu reorganiseren. Weiterhin besuchte er Familien der politischen Gefangenen, um ihnen moralische Unterstützung zu bieten. Win Tin erhielt 2001 den UNESCO-Preis für Pressefreiheit und 2006 den Menschenrechtspreis von Reporter ohne Grenzen. Er starb am 21. April 2014 im Alter von 84 Jahren.

Akbar Ganji

Akbar Ganji wurde nach der Teilnahme an einer Iran-Konferenz der Berliner Heinrich-Böll-Stiftung im April 2000 in Teheran verhaftet. Da er zahlreiche Artikel veröffentlicht hatte, in denen er dem iranischen Regime die Ermordung von politischen Gegnern und intellektuellen Dissidenten anlastete, wurde er “wegen Propaganda gegen den Gottesstaat, Gefährdung der Staatsicherheit und Beleidigung der Staatsführung” zu zehn Jahren Haft und fünf Jahren Verbannung verurteilt. Dieses Urteil wurde später auf sechs Jahre reduziert. Doch Ganji ließ sich nicht zum Schweigen bringen. Er verfasste im Gefängnis eine nach ihrem Erscheinen vielbeachtete Schrift, in der er die Machtstrukturen des islamischen Staates und die Menschenrechtsverletzungen anprangerte. Seine Haftbedingungen wurden daraufhin verschärft. Er wurde mehrfach schwer gefoltert, trat aus Protest in einen Hungerstreik und widersetzte sich dennoch, einen Treueeid auf den Obersten Führer des Staates zu leisten. Am 18. März 2006 wurde er aus der Haft entlassen. Heute lebt Akbar Ganji mit seiner Familie in New York. Er arbeitet an einem ehrgeizigen Projekt: Den iranischen Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei will er vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag anklagen. Im November 2009 besuchte der Exil-Iraner Leipzig und nahm den “Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien” persönlich entgegen. Preise/Ehrungen: – 2010 Ernennung zum “Helden der Freiheit der Weltpresse” vom Internationalen Presseinstitut in Wien für “seinen Mut im Kampf um Gerechtigkeit und Pressefreiheit”

Vasil Ivanov

Vasil Ivanov ist einer der wenigen investigativen Journalisten Bulgariens. Seine Wohnung in der bulgarischen Hauptstadt Sofia wurde im April 2007 von einer Bombe verwüstet. Er arbeitet für den privaten Fernsehsender “Nova”. In den letzten zwei Jahren deckte er mehrere Korruptionsfälle in der bulgarischen Elite auf und dokumentierte sie für seinen Sender. So entlarvte er einen Notar, der in Westeuropa gestohlene Personenwagen legalisierte, berichtete über bestechliche Ärzte in staatlichen Krankenhäusern und Polizeibeamte, die mit Zuhältern zusammen arbeiteten. Im Gefängnis von Sofia hielt Ivanov mit verdeckter Kamera schwere Missstände und Misshandlungen von Gefangenen durch das Gefängnispersonal fest, das dort “Gladiatorenkämpfe” organisierte. Der Bombenanschlag auf seine Wohnung verwüstete diese schwer und verletzte seine Großmutter. Die bulgarische Nationalversammlung verurteilte den Anschlag, der Journalist wurde unter Personenschutz gestellt. Ivanov, der meint, die Attentäter zu kennen, setzt seine investigativen Recherchen fort – unabhängig von zahlreichen Drohungen, die er erhielt und erhält.

Wolfram Weimer

Dr. Wolfram Weimer zog als Chefredakteur des Nachrichtenmagazins “Cicero” bis vor das Bundesverfassungsgericht, um ein Urteil gegen die Aushöhlung der Pressefreiheit auf juristischen Schleichwegen zu erreichen. Nach einem Cicero-Bericht, in dem aus einem internen Papier des Bundeskriminalamtes über einen Terroristen zitiert worden war, durchsuchten im Jahr 2005 die Strafverfolgungsbehörden die Redaktionsräume des Magazins und die Wohnung eines Mitarbeiters. Sie begründeten dies, bestärkt und unterstützt vom damaligen Innenminister Otto Schily, mit dem Vorwurf des Geheimnisverrats. Zwei Instanzen wiesen Weimers Beschwerde dagegen ab, erst das Bundesverfassungsgericht gab ihm im Februar dieses Jahres Recht. Für eine Redaktionsdurchsuchung reiche die bloße Veröffentlichung eines Dienstgeheimnisses in der Presse nicht aus, entschieden die Richter. Durchsucht werden dürfe nur, wenn tatsächliche Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass ein Journalist Beihilfe zum Geheimnisverrat geleistet und eine zur Geheimhaltung verpflichtete Person die Veröffentlichung bezweckt hat. Verfassungsrechtlich unzulässig seien “Durchsuchungen und Beschlagnahmen in einem Ermittlungsverfahren gegen Presseangehörige, wenn sie ausschließlich oder vorwiegend dem Zweck dienen, die Person eines Informanten zu ermitteln”. “Eine Entscheidung,” so Stephan Seeger, geschäftsführender Stiftungsvorstand, “die für investigative Journalisten mehr Rechtssicherheit bedeutet und die Pressefreiheit zu einem Zeitpunkt stärkt, in der sie immer mehr wegen vermeintlicher oder tatsächlicher Sicherheitsbedenken eingeschränkt wird.” 2010 war Weimer kurzzeitig Chefredakteur beim Focus und gründete 2012 die Weimer Media Group, in der eine Reihe von Wirtschaftsmedien verlegt werden. Außerdem betreibt Weimer einen Blog: http://www.wolframweimer.de/

Alina Anghel

Alina Anghel musste für ihre schonungslose Aufdeckung von Korruption und Misswirtschaft der regierenden Elite Moldawiens rund um Präsident Woronin körperliche Gewalt erleiden. Alina Anghel arbeitet seit 1997 als Journalistin in Moldawien. Sie war zunächst bei der Tageszeitung “Flux” im Ressort Politik beschäftigt, ging anschließend zu “Timpul”, einer Wochenzeitung. In ihren Artikeln (u. a. “Luxus im Land der Armut”) aus dem Jahr 2004, die in der Wochenzeitung “Timpul” erschienen, beschrieb sie schonungslos die korrupte Elite sowie die Auswirkungen der Misswirtschaft auf das tägliche Leben der Bürger. In dem konkreten Fall ging es um einen Handel mit Autos der Marke Skoda, von denen 42 Dienstlimousinen ohne einen offiziellen Auftrag an die kommunistische Regierung geliefert wurden. Die Korruptions-Stories von Alina Anghel brachten “Timpul” eine Klage der Regierung auf zwei Millionen US-Dollar Schadensersatz ein – mit der Folge, dass die Zeitung schließen musste. Ein Angebot der Machthaber, die Klage gegen “Timpul” im Tausch gegen eine öffentliche Entschuldigung für Anghels Berichterstattung zurückzuziehen, hatte die Redaktion zuvor abgelehnt.

Welchen Druck die Regierung gegenüber regimekritischen Bürgern ausübt, musste die investigativ recherchierende Journalistin am eigenen Körper erfahren: Im Juni 2004 wurde Alina Anghel nahe ihrer Wohnung niedergeschlagen, nachdem sie zuvor während Monaten telefonisch bedroht worden war. Das bestätigt auch Martina Bäurle, Geschäftsführerin der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte. Der Übergriff fand einen Tag vor der Gerichtsverhandlung zum Schadensersatzprozess gegen “Timpul” statt. Die Redaktion brachte jedoch kurz nach Schließung der “Timpul” eine neue Zeitung heraus, die “Timpul de dimineata” (“Morgenpost”). Anghel arbeitet bei ihr vorerst als stellvertretende Chefredakteurin. Zwar wurden mögliche Tatverdächtige verhaftet, allerdings legte die Polizei den Vorfall als Überfall zu den Akten. Der Überfall kurz vor dem Prozess legt einen Zusammenhang nahe. Noch heute trägt Anghel Narben am Körper, wie Rubina Möhring, die Geschäftsführerin von “Reporter ohne Grenzen” in Österreich berichtet. Pressefreiheit gibt es in Moldawien nicht. Ein Großteil der Zeitungen ist vom kommunistischen Regime Woronins finanziell abhängig. Unbequeme Journalisten erhalten von den Behörden eine Informationssperre und werden in ihrer Arbeit massiv behindert. Für ihre Arbeit erhielt Alina Anghel Anfang 2005 den “Press-Freedom-Preis” von Reporter ohne Grenzen verliehen. Seit Mai 2005 ist sie Gast der “Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte”, die mit der Luise-Rinser-Stiftung der Journalistin einen Aufenthalt in Deutschland ermöglicht. Dieser Aufenthalt sollte bis Oktober dauern, allerdings kam es kurz vor der geplanten Rückkehr zu einer Verhaftungswelle in Moldawien, so dass ihr Aufenthalt in Deutschland bis Mitte Dezember verlängert wurde. Auch nach einer Rückkehr möchte sie weiterhin als Journalistin tätig sein.

Fabrizio Gatti

Fabrizio Gatti ist ein europaweit bekannter Undercover-Rechercheur, der Anfang Oktober 2005 katastrophale humanitäre Zustände im italienischen Asylcamp auf der Mittelmeerinsel Lampedusa aufdeckte. Fabrizio Gatti ist ein europaweit bekannter Undercover-Rechercheur. Mit zahlreichen Reportagen und Berichten aus den Milieus der sozial Schwachen hat Gatti sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Er ist Chefreporter des “l’Espresso” und wurde drei mal während seiner Reportagen inhaftiert. Er deckte Anfang Oktober 2005 katastrophale humanitäre Zustände im italienischen Asylcamp auf der Mittelmeerinsel Lampedusa auf. Gatti gab sich als Flüchtling aus und schleuste sich unter Vorgabe einer falschen Identität in das Lager ein. Authentisch berichtete er in der angesehenen italienischen Zeitschrift “l’Espresso” von verheerenden sanitären Verhältnissen, einem hoffnungslos überfüllten Lager und Gewalt gegen Flüchtlinge. Auch die ortsansässige Hilfsorganisation “Ärzte ohne Grenzen” hält das Lager Lampedusa für vollkommen überfüllt. Alessandra Oglino, die die Kapazitäten des Camps aus den Jahren 2002 bis 2004 mindestens aus den Beschreibungen über Kollegen gut kennt, verschafft ihrer Organisation ständig einen Überblick über die ankommenden und ausgewiesenen Flüchtlinge – und kommt zum Schluss, dass im Lager doppelt so viele Menschen untergebracht sind wie offiziell behauptet. Oglino bestätigt, dass Gatti tatsächlich vor Ort war. Fakt ist auch, dass weder humanitäre Organisationen noch Parlamentarier Zugang zum Lager erhalten haben. Gattis Undercoverrecherche war der in diesem speziellen Fall einzige gangbare Weg, den Verdacht der schlimmen Zustände vor Ort zu bestätigen. Preise/Ehrungen: – 2007 Europäischer Journalisten Preis für einen Bericht über illegale Erntehelfer in Apulien – 2008 Literaturpreis Tiziano Terzani für sein Buch “Bilal: Als Illegaler auf dem Weg nach Europa”

Volker Lilienthal

Prof. Dr. Volker Lilienthal hat durch jahrelange, intensive Recherchearbeit – auch gegen erbitterten juristischen Widerstand – aufgedeckt, dass in der ARD bezahlte Schleichwerbung betrieben wird. Prof. Dr. Volker Lilienthal arbeitete von 1989 bis Juni 2009 als Redakteur beim Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt/Main. Ab 1997 war er stellvertretender Ressortleiter beim Brancheninformationsdienst “epd medien” und seit Anfang 2005 bis Juni 2009 dessen Verantwortlicher Redakteur. Im April 2009 übernahm er eine Professur für Qualitätsjournalismus an der Uni Hamburg. Ebenfalls ist er seit Januar 2012 Mitherausgeber der Journalismus-Fachzeitschrift “message”. Lilienthal hat unter anderem den so genannten “Schleichwerbeskandal” der ARD aufgedeckt. Mit jahrelangen, teils verdeckten Recherchen konnte er – allen Einschüchterungen zum Trotz – die illegalen Praktiken ans Licht bringen. Als im Jahre 2003 die an der Schleichwerbung maßgeblich beteiligte Agentur “H.+S.” von Lilienthals Recherchen erfuhr, strengte sie einen Prozess gegen ihn an, der den epd-Redakteur fast zwei Jahre lang behinderte. Ein Urteil des Landgerichts München I untersagte es Lilienthal, seine Erkenntnisse zu veröffentlichen. Bei Zuwiderhandlung drohte ihm eine Strafe von 250.000 Euro. Erst das Oberlandesgericht München hob im Januar 2005 das Verbotsurteil auf und ließ Lilienthal weiter recherchieren. Im Juni erschien sein Report “Die Bavaria-Connection” in “epd medien” und im “journalist”. Inzwischen liegt ein Revisionsbericht der ARD vor, der die epd-Recherchen vollauf bestätigt. Die Bavaria Film, die mehrheitlich vier ARD-Sendern gehört, hatte über zehn Jahre lang Schleichwerbung zugelassen und damit gegen das Rundfunkrecht verstoßen. ARD-Programmdirektor Günter Struve sagt: “Ich habe es anfangs nicht geglaubt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass das im großen Stil bei uns stattfinden könnte und nicht bemerkt würde.” Fritz Pleitgen, Intendant WDR, erkennt die Leistung Lilienthals inzwischen an: Der Journalist habe “eine sehr verdienstvolle Arbeit” geleistet.

Anna Politkowskaja †

Anna Politkowskaja war russische Korrespondentin der Zeitung “Nowaja Gaseta”. Sie gab trotz größter Widerstände und unter Lebensgefahr die Berichterstattung über den Tschetschenienkonflikt nicht auf. Anna Politkowskaja galt als Tschetschenien-Expertin und enthüllte in ihren Reportagen Menschenrechtsverletzungen und das Leid der Zivilbevölkerung im Tschetschenienkrieg. 2003 erschien auf Grundlage eigener Erfahrungen das Buch “Tschetschenien – Die Wahrheit über den Krieg”. Bewundernswert ist dieses nicht nur weil es ein “investigatives Meisterstück” ist, sondern auch, weil sich die Autorin durch ihre Recherchen teilweise in Lebensgefahr begab. In Russland erhielt die zweifache Mutter schon mehrfach Morddrohungen und musste zeitweise unter Polizeischutz gestellt werden. Bei der Geiselnahme im Moskauer Musicaltheater im Jahre 2002 fungierte sie als Vermittlerin. Im September 2004 wurde Anna Politkowskaja, als sie eine Reportage über das Geiseldrama von Beslan vorbereitete, Opfer eines Giftanschlages. Diesbezügliche ärztliche Untersuchungsergebnisse waren vernichtet worden. Offenbar wollte man mit dem Anschlag auf Anna Politkowskajas Leben verhindern, dass aus der Krisenzone Berichte veröffentlicht werden, die nicht der offiziellen Version entsprachen. Anna Politkowskaja war keine Frau, die aufgab. “Risiko – das ist ein Teil des Berufs”, sagt sie, “Entweder arbeitest du und kapierst das, oder du lässt deine Arbeit sein.” Anna Polikowskaja wurde am 7. Oktober 2006 in Moskau erschossen. Preise/Ehrungen: – 2007: Guillermo-Cano-Preis (UNESCO-Preis für Pressefreiheit; postum) – 2007: Geschwister-Scholl-Preis (postum) – 2007: Ehrenmitgliedschaft der Erich Maria Remarque-Gesellschaft, Osnabrück (postum)

Britta Petersen

Britta Petersen setzt sich als Vorsitzende der von ihr gegründeten Organisation “Initiative Freie Presse” (IFP) für die Ausbildung von Journalisten in Afghanistan und den Aufbau einer unabhängigen Presse ein. Britta Petersen war im Januar 2002 als Reporterin der Financial Times Deutschland in Afghanistan. Dort machte sie die Erfahrung, dass es einen Journalismus in Afghanistan nicht gibt. Nach 23 Jahren Krieg gab es praktisch keine Medien und keine ausgebildeten Journalisten, sondern eine “Kultur des Gerüchts”. Es fehlte journalistisches Basiswissen. Britta Petersen gründete im September 2003 die “Initiative Freie Presse” (IFP). In der Initiative engagieren sich erfahrene Journalistinnen und Journalisten. Sie unterstützen den Aufbau unabhängiger Medien in den Krisenregionen, indem sie vor Ort den journalistischen Nachwuchs ausbilden, was angesichts kultureller und religiöser Besonderheiten des Landes oft schwierig ist. Hinzu kommt die noch immer bestehende Gefahr militärischer Übergriffe. Die Ausbilder arbeiten ehrenamtlich und streben die Gründung einer landesweiten Zeitung an. Eine solche Zeitung würde die demokratische Entwicklung Afghanistans begünstigen. In Deutschland ist die “Initiative Frei Presse” die einzige Nicht-Regierungsorganisation, die Demokratisierungsprozesse in Krisenländern durch Medienarbeit und Journalistenausbildung fördert. Von 2005 bis 2010 lebte sie als Autorin und Weltreporterin in Neu-Delhi/Indien. Seit Mitte 2010 ist sie die Leiterin des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Lahore/Pakistan. Preise/Ehrungen: -2006: “Gisela Bonn Preis” vom Indian Council for Cultural Relations (ICCR), für besondere Beiträge zur deutsch-indischen Verständigung

Hans-Martin Tillack

Hans-Martin Tillack hat als Brüssel-Korrespondent des “Stern” mehrere Korruptionsskandale und Demokratie-Missstände in den Institutionen der Europäischen Union enthüllt. Hans-Martin Tillack war von 1999 bis Mitte 2004 als Korrespondent für das Magazin Stern in Brüssel tätig und seit 2005 als Reporter in Berlin. Er war maßgeblich an mehreren, national und international Aufsehen erregenden EU-Recherchen, die Korruption, skandalöse Missstände und Demokratiedefizite innerhalb der EU-Bürokratie enthüllten, beteiligt. 2003 trug seine journalistische Arbeit zur Offenlegung korrupter Strukturen im EU-Statistikamt Eurostat bei. Hans-Martin Tillack kritisierte öffentlich die Brüssler Medien- und Journalistenwelt. Ziel seiner demokratie-theoretisch wertvollen Arbeit ist die Machtkontrolle, was ihm bereits verschiedene Repressalien einbrachte. So wurde Tillack im März 2004 unter dem Vorwand der Beamtenbestechung von der belgischen Polizei verhaftet, sein Büro durchsucht, er selbst, ohne die Möglichkeit der Kontaktaufnahme nach außen, stundenlang festgehalten und verhört. Diese skandalöse Attacke gegen die Pressefreiheit war in Brüssel – einem der wichtigsten Korrespondentenstandorte – bis dato einmalig und löste weltweit den Protest der wichtigsten Medien- und Journalistenorganisationen aus. Unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz gelang es Tillack 2007 die Namen der privaten Sponsoren der Bundesministerien zu erlangen. Von nun an musste die Bundesregierung die Namen der Zuschussgeber offiziell veröffentlichen. Tillack führt auch einen Blog unter http://blogs.stern.de/hans-martin_tillack/.

2021 wechselte Tillack als Chefreporter in das Investigativressort der Welt.

Seymour Hersh

Seymour Hersh zählt seit seinen Enthüllungen zum Vietnam-Krieg (My Lai) zu den renommiertesten Rechercheuren der USA. Im vergangenen Frühjahr hat er aufgedeckt, dass die Folterung von Gefangenen im irakischen Gefängnis Abu Ghraib auf Befehle aus US-Regierungskreisen bzw. dem Pentagon zurückgeht. Seymour Hersh gilt als der beste investigative Journalist unserer Tage. Mit einem Enthüllungsbericht über das Vietnam-Massaker von My Lai hatte 1969 seine Karriere begonnen. Der Pulitzer-Preisträger machte im Folgenden mehrere Skandale publik. Er deckte auf, dass Nixons damaliger nationaler Sicherheitsberater Henry Kissinger das Flächenbombardement in Kambodscha befohlen hatte und dass die CIA in den Putsch gegen Allende in Chile verwickelt war. Er schrieb über die Ölindustrie und das israelische Nuklearprogramm. Damals wie heute wird Seymour Hersh von Regierungsvertretern als Lügner bezeichnet. Nach der Veröffentlichung erster Fotos mit Folterszenen aus dem US-Militärgefängnis Abu Ghraib, machte er im Mai 2004 mittels mehrerer Artikel im “New Yorker” die regierungsgesteuerte Systematik dieser Folterungen bekannt. Diese Enthüllungen markierten die politische Wende im Irak-Krieg und stürzten die US-Regierung in eine tiefe Krise. Derzeit verkörpert Seymour Hersh das schlechte Gewissen der amerikanischen Journalisten, die Regierungsverlautbarungen vermehrt kritiklos an- und in ihre Medien aufnehmen. Preise/Ehrungen: – 2005: The Ridenhour Courage Prize – 2007: Demokratiepreis der Blätter für deutsche und internationale Politik

Journalisten helfen Journalisten e. V.

Journalisten helfen Journalisten e. V. setzt sich für in Not geratene, an ihrer Arbeit gehinderte, misshandelte Kollegen und die Hinterbliebenen getöteter Journalisten ein. Die Organisation Journalisten helfen Journalisten erhielt den Medienpreis für ihren mutigen und selbstlosen Einsatz für die Pressefreiheit, für in Not geratene, an ihrer Arbeit gehinderte, misshandelte Kollegen oder die Hinterbliebenen getöteter Journalisten. Der gemeinnützige Verein wurde 1993 von Christiane Schlötzer-Scotland gegründet. “Wir haben uns geirrt. Leider.” Es ist ungewöhnlich, wenn ein Verein seinen zehnjährigen Geburtstag so kommentiert. Die Mitglieder von “Journalisten helfen Journalisten” taten es im vergangenen Jahr trotzdem. “Wir dachten und hofften, dass die Existenz des Vereins nur von kurzer Dauer sein würde”, heiß es in Erinnerung an die Gründung 1993. “Wir wollten einigen in Not geratenen Kollegen mit materiellen Spenden unsere Unterstützung zusichern.” Es waren vor allem Münchner Journalisten, die schnell und unbürokratisch helfen wollten, als in Ex-Jugoslawien Krieg ausbrach. In München befindet sich auch das “Basislager” des Vereins, das Carl W. Macke organisiert. Die Vereinsgründerin Christiane Schlötzer-Scotland spricht von einem “Auftrag der Verzweiflung”, der sie damals antrieb. Ihr Ehemann Egon Scotland war gerade während seiner Recherchen für die Süddeutsche Zeitung im damaligen kroatischen Krisengebiet von einem Heckenschützen ermordet worden. Sein Tod verdeutlichte, dass die Zeiten der Immunität für Journalisten in Konfliktgebieten vorüber waren.

Über 800 Journalisten wurden in den letzten 15 Jahren wegen ihrer Arbeit getötet, mehrere hundert werden weltweit jährlich inhaftiert, viele gefoltert. Die westlichen Medien berichten meist nur von spektakulären Einzelfällen während jener Kriege, in die der Westen direkt verstrickt ist – obwohl die meisten Journalisten nicht bei Kampfhandlungen sterben, sondern als Vergeltung für ihre Berichterstattung getötet werden. Meist geschieht das in den Krisenregionen, die die Weltöffentlichkeit nicht mehr beachtet. Gegen dieses Vergessen setzt sich “Journalisten helfen Journalisten” ein. Inzwischen zählt der Verein mehr als 100 Mitglieder in Deutschland, Italien und Österreich. Für den Vorsitzenden Roman Arens sind diese gleichzeitig das Kapital der Gruppe: Nicht Finanzstärke ist ihr Vorteil, sondern das unbürokratische Netzwerk von Kollegen. So kann den unterstützten Journalisten zur Publikation in deutschsprachigen Medien verholfen werden, können Kontakte vermittelt oder Sachspenden bei einer Recherchereise mitgenommen und übergeben werden. “Wir wissen einfach wie Journalisten arbeiten”, sagt Schlötzer-Scotland. “Und wir wollen keine Almosen geben, sondern unsere Solidarität zeigen. Aber eben nicht nur mit schönen Worten, sondern mit direkter kollegialer Hilfe.” Die Gruppe greift zu, wo es keinen offiziellen Hilfsweg gibt. Für einen jungen Reporter aus Sarajevo sammelte sie das Geld für eine Nierentransplantation, bedrohten Kollegen hilft sie bei der Flucht aus Konfliktgebieten, jüngst aus Afghanistan, Iran und Tadschikistan. Unabhängige Zeitungsgründer im Irak erhielten eine spontane Anschubfinanzierung. Die kürzlich von Amnesty International ausgezeichnete bosnische Zeitschrift “Start” überlebte nicht zuletzt durch “Journalisten helfen Journalisten”. Dass man von den Projekten des Vereins selten hört oder liest, hängt nicht nur damit zusammen, dass sich der Verein als kleine schnelle Eingreiftruppe versteht. Auch die Art und Weise, wie der Verein hilft, funktioniert eher leise und ohne großen Medienrummel. So liegt ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit auf der Betreuung der Familien getöteter Journalisten. Anders als gehofft, nahmen gerade seit der Vereinsgründung Krisen, Kriege und Tragödien weiter zu. “Der Verein”, sagen die Journalisten deshalb über sich selbst, “ist heute notwendiger denn je.” Und haben damit recht – leider.

James Nachtwey

James Nachtwey bereist seit mehr als 20 Jahren die Krisengebiete dieser Erde und berichtet als wohl bekanntester Kriegsfotograf unserer Zeit. Anfang der 1980er Jahre hatte James Nachtwey den Entschluss gefasst, Berufsfotograf zu werden. Allerdings wollte er nicht irgendetwas fotografieren, er wollte Kriegsfotograf werden. Die Entscheidung hatte, wie er selbst sagt, sehr viel mit dem Vietnamkrieg und den Unwahrheiten zu diesem Krieg zu tun, mit dem die amerikanische Politik”… das Volk verdummte.” Heute bereist Nachtwey seit über 20 Jahren die Krisengebiete der Welt. Seine erste Fotoreportage führte ihn 1981 nach Nordirland. Die Bilder des Hungerstreiks inhaftierter IRA-Mitglieder und deren Sympathisanten gingen damals um die Welt. Auf Nordirland folgten Einsätze bei Kriegen, Bürgerkriegen, zivilen Aufständen. Er arbeitete in El Salvador und Nicaragua, in Guatemala und im Libanon. Er fotografiert in der West Bank und im Gaza-Streifen, in Indonesien, Thailand, Indien und Sri Lanka, in Afghanistan, den Philippinen, Südkorea, Somalia, Sudan, Ruanda, Südafrika, Russland, Bosnien, Tschetschenien, Kosovo, Rumänien, Brasilien und immer wieder auch im eigenen Land. Um sich eine teure Ausrüstung leisten zu können, jobbte er als LKW-Fahrer, fuhr als Matrose auf Handelsschiffen und drehte für lokale Fernsehsender Nachrichtenbeiträge. Zu seinen ersten Einsätzen wurde Nachtwey nicht etwa geschickt, er suchte sich seine Einsatzorte gezielt aus und machte das, was er für richtig und wichtig hielt.

Bereits zwei Jahre nach seinen ersten Reportagen arbeitete er für das wohl renommierteste Magazin der Welt, das Time Magazine. Von 1986 bis 2001 war Nachtwey Mitglied der weltberühmten Fotoagentur Magnum in Paris. Seit 2001 arbeitete er für die Agentur VII, zu deren Gründungsmitgliedern er gehört und die er 2011 wieder verließ. Inzwischen arbeitet er für die Zeitung “The New Yorker”. Nachtweys Arbeiten werden in der ganzen Welt gedruckt und in Museen gezeigt. Die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig konnte seine Ausstellung im Mai 2004 in der Kunsthalle der Sparkasse zeigen. Die größte Anerkennung für seine Arbeit wurde ihm im Jahr 2001 durch den Schweizer Regisseur und Filmemacher Christian Frei zuteil. Dieser drehte einen Film über Nachtwey, der sofort nach Fertigstellung für einen Oscar nominiert wurde und schließlich im Sommer 2004 den Pulitzer Preis erhielt. Der Film zeigt einen unerschrockenen Kriegsfotografen in Aktion, der seit nunmehr 20 Jahren unsere Sicht auf die Kriege in unserer Welt maßgeblich mitbestimmt. Nachtweys Arbeit zeigt uns den Schrecken, der von den kriegführenden Parteien so gern verschwiegen und vertuscht wird. Preise/Ehrungen: – 2012: Dresden-Preis

La Voz de Galicia

La Voz de Galicia berichtete kritisch über das Tankerunglück der “Prestige” und die dadurch ausgelöste Ölpest im November 2002. La Voz de Galicia, die Stimme Galiziens, ist die größte Zeitung der spanischen Region, vor deren Küste im November 2002 der Tanker “Prestige” sank und eine gewaltige Ölpest auslöste. “La Voz” reagierte mit großen journalistischem Engagement und konterkarierte mit ihrer kritischen und weitsichtigen Berichterstattung die Versuche von Regierung und örtlichen Behörden, die Katastrophe zu verharmlosen. Die Redaktion widerstand dabei auch politischem Druck und Pressionen und bewies beispielhaft die Kraft und Notwendigkeit einer freien und unabhängigen Presse. “Wir hatten es mit Regierenden zu tun, die niemals etwas fragten, niemals zuhörten, und niemals mit uns sprachen. Sie zeigten ebenso viel Inkompetenz wie Feindschaft gegenüber den Bürgern”, empörte sich der populäre spanische Schriftsteller Manuel Rivas zum Jahrestag einer der größten Umweltkatastrophen Europas. “Sie wissen noch heute nicht, was sie angerichtet haben. Sie haben das Schiff in ihrer eigenen Schande versenkt. Sie lachen ihre Bürger aus und glauben, die Wahrheit mit dem Schweröl ins Meer gegossen zu haben.” Dass Anfang November 2002 der marode Tanker Prestige vor Spaniens Atlantikküste in einem Sturm leck schlug, war weder Schuld der Regierung Galiziens, noch der in Madrid. Doch vieles, was folgte und den Unfall für die Bevölkerung der Region zum “Tschernobyl des Meeres” machte, beruhte auf Schlamperei, Ignoranz und Gedankenlosigkeit. Trotz seiner hochgiftigen Fracht von 77.000 Tonnen Öl, ließ die Regierung den störenden Tanker schlicht fortschaffen und provozierte damit das spätere Sinken und die Verschmutzung in bislang unbekanntem Ausmaß. Diese Fehlentscheidung wurde freilich ebenso vertuscht wie die Gefahren, die bevorstanden. Journalisten wurden Besichtigungen und Luftaufnahmen des Unfallorts untersagt, ihre Fragen nicht beantwortet.

Die meisten spanischen Medien hätten das so hingenommen oder sich schnell abwimmeln lassen – auch weil die öffentlich-rechtlichen Medien unter starker Regierungskontrolle stehen, weil viele Regionalzeitungen von den Örtlichen Behörden abhängig sind und weil die nationalen Zeitungen zu weit weg und zu sehr parteipolitisch orientiert warten. Doch diesmal nahm La Voz de Galicia, auflagenstärkste Zeitung der Region, die Herausforderung an. Auch gegen Widerstände der Behörden suchte sie nach objektiven Fakten, auf Falschinformationen und Verharmlosungsmanöver der Regierung fiel sie nicht herein. Das in La Coruña herausgegebene Blatt tat zunächst, was die Behörden hätten tun sollen: Sie befragte Schifffahrtexperten, Meeresbiologen, den Kapitän der Prestige und die einheimischen Fischer. Die Journalisten widerlegten in neutralem, nüchternem Ton die Verharmlosungen der Verantwortlichen, stellten Widersprüche heraus und überführten die Falschaussagen der Regierung. Das Öl werde weder harmlos am Meeresboden liegen, noch im Rumpf der Prestige bleiben, schrieb La Voz, die Notfallhilfe der Regierung reiche weder personell noch finanziell; die Folgen für die Wirtschaft würden gravierender als verkündet; die Katastrophe wäre bei professioneller Reaktion deutlich milder ausgefallen; schließlich: auch ein Jahr nach dem Gau liegt kein angemessener Notfallplan für ähnliche Fälle vor. Die Zeitung wurde zur begehrten Pflichtlektüre in Galizien und zur Hauptquelle für die Medien in aller Welt. Sie bewies, dass die Pressefreiheit immer wieder aktiv eingefordert werden muss – auch in den etablierten Demokratien Westeuropas.

Netzwerk Recherche e. V.

Netzwerk Recherche e. V. setzt sich für die Qualitätsverbesserung der Recherchearbeit und den investigativen Journalismus in Deutschland ein. Das Netzwerk Recherche e. V. ist eine Vereinigung deutscher Journalisten zur Förderung des investigativen Journalismus und der Recherchekultur. Es wurde 2001 als gemeinnütziger Verein gegründet und ist politisch unabhängig. Dr. Thomas Leif, ehemaliger Vorsitzender des Netzwerkes, zur Motivation der Vereinsgründung: “Für die Medienfreiheit ist guter Recherchejournalismus unerlässlich.” Das Netzwerk will mit seinen Initiativen die journalistische Recherche in der Medienpraxis stärken und die intensive Recherche in der journalistischen Ausbildung fördern. Das Netzwerk vergibt mehrmonatige Recherche-Stipendien, damit bislang vernachlässigte, aber gesellschaftlich relevante Themen intensiv bearbeitet werden und organisiert zudem Seminare zur journalistischen Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit dem Medienpreis “Leuchtturm” zeichnet das Netzwerk außergewöhnliche Recherchen, die für den öffentlichen Diskurs von großer Bedeutung sind, aus. Die Negativ-Auszeichnung “Verschlossene Auster” wird jedes Jahr für einen restriktiven Umgang mit den Medien vergeben (2002 an Otto Schily) und soll an die Grundlagen der Pressefreiheit erinnern. Diese Initiative will der Stiftungsrat der Medienstiftung mit der Verleihung des mit 7.500 EURO dotierten dritten “Preises für die Freiheit und Zukunft der Medien” unterstützen. Sie entspricht in besonderem Maße der Philosophie der Medienstiftung, die sich der Qualitätssicherung im Journalismus verpflichtet fühlt.

Daoud Kuttab

Daoud Kuttab ist palästinensischer Journalist und Direktor des “Institute of Modern Media” der Al-Quds Universität in Ramallah, Palästina. Er widmet seine Arbeit dem Kampf sowohl gegen palästinensische als auch israelische Zensur und für die Pressefreiheit im Nahen Osten und berichtet über den israelisch-palästinensischen Konflikt seit 20 Jahren. Kuttab sieht sich seit Jahren Anfeindungen und Pressionen im eigenen palästinensischen Lager ausgesetzt. Er etablierte Internetmedien, um die palästinensische Zensur zu umgehen. So ist Kuttab Co-Direktor von “Internews Middle East” (NGO in Jerusalem, die unabhängige Medien und Journalisten im Nahen Osten unterstützt). Er gründete das “Arabic Media Internet Network” (AMIN, URL: www.amin.org), um für Journalisten im arabischen Raum unzensierte Nachrichteninhalte im Internet bereit zu stellen. Daoud Kuttab gründete zudem das “Jerusalem Film Institute” und das erste Internetradio in der arabischen Welt “AmmanNet” (URL: www.ammannet.net). Weiterhin leitete er von 1966 bis 2007 das Institut für Moderne Medien an der Al-Quds-Universität, welches er selbst mit gründete. Derzeit ist er der Generaldirektor der Community Media Network (CMN), eine gemeinnützige Organisation, die sich der Förderung unabhängiger Medien in der arabischen Region widmet. Seine unermüdliche Unterstützung der Presse- und Meinungsfreiheit spielte eine bedeutende Rolle in der Entwicklung unabhängiger palästinensischer Medien und trägt zur Verbreitung dieser Freiheitsrechte im gesamten Gebiet des Nahen Ostens bei. Dies war für den Stiftungsrat der Medienstiftung Anlass genug, Daoud Kuttab gemeinsam mit Gideon Levy den mit insgesamt 15.000 EURO dotierten ersten “Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien” zu verleihen. Erst wenn die kritische Betrachtung des eigenen Handelns vor den Schuldzuweisungen gegenüber der anderen Seite steht, ist ein Frieden im Nahen Osten denkbar. Dafür stehen Daoud Kuttab und Gideon Levy exemplarisch.

Gideon Levy

Der israelische Zeitungsreporter Gideon Levy und sein palästinensischer Fernsehkollege Daoud Kuttab berichten aus den besetzten Palästinensergebieten und richten ihre kritischen Augen nicht auf die Gegenseite, sondern auf die “eigenen Leute”. Gideon Levy ist israelischer Journalist aus Tel Aviv und arbeitet für die Tageszeitung Ha’aretz unter anderem als Chefredakteur der Wochenendbeilage. Er gehört zu den wenigen israelischen Journalisten, die über das Leben der Palästinenser unter der israelischen Besatzung berichten, und ist wegen seiner kritischen Berichte Angriffen seitens der israelischen Leser und Kollegen ausgesetzt. Gideon Levy recherchiert in Palästinensergebieten und ermöglicht so den Israelis einen von der Militärzensur ungetrübten Blick auf die Situation. Er ergreift in seinen Reportagen auch Partei für die palästinensischen Opfer: z. B. berichtet er über den palästinensischen Bauern, der auf seinem Feld von jüdischen Siedlern angeschossen wurde und nun im Rollstuhl lebt; über die Witwe eines Fatah-Führers, der von israelischen Sicherheitskräften liquidiert wurde usw. Auf die Zeitung Ha’aretz wird Druck ausgeübt, Gideon Levy nicht mehr zu Wort kommen zu lassen. Dies war für den Stiftungsrat der Medienstiftung Anlass genug, Gideon Levy gemeinsam mit Daoud Kuttab den mit insgesamt 15.000 EURO dotierten ersten “Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien” zu verleihen. Erst wenn die kritische Betrachtung des eigenen Handelns vor den Schuldzuweisungen gegenüber der anderen Seite steht, ist ein Frieden im Nahen Osten denkbar. Dafür stehen Gideon Levy und Daoud Kuttab exemplarisch. Preise/Ehrungen: – 2007: Euro-Med Journalist Prize for Cultural Dialogue – 2012: Peace Through Media Award at the International Media Awards Werke: – Twilight Zone – Leben und Tod unter der israelischen Besatzung. 1988-2003. (2004) – Die Bestrafung von Gaza (2010)

Wladimir Mostowoj

Wladimir Mostowoj engagiert sich in seinem Heimatland für einen politisch unabhängigen Journalismus. Wladimir Mostowoj war bis 2011 Chefredakteur der renommierten ukrainischen Wochenzeitung Zerkalo Nedeli (“Wochenspiegel”) und engagiert sich vehement für die Pressefreiheit in der Ukraine. Er leitete zudem das Komitee für journalistische Ethik, welches sich mit einem journalistischen Manifest gegen die politische Willkür durch die Regierung von Präsident Leonid Kutschma wehrte. Er widersetzt sich der Zensur und Gleichschaltung der ukrainischen Medien trotz Drohungen und Bespitzelungen. Die Ukraine gilt derzeit als eines der für Reporter gefährlichsten Länder (vier Morde an Journalisten in 2002). Die Regierung übt Druck auf “renitente” Publikationen aus, indem sie z. B. den Redaktionen unzumutbare Mieten aufzwingt oder Finanzzuwendungen westlicher Organisationen kurzerhand verbietet. In dieser Situation ist der unerschrockene Journalismus von Wladimir Mostowoj, der die Freiheit des Wortes verteidigt, notwendiger denn je. Ein unbequemer Journalist braucht immer die Rückendeckung seiner Chefredaktion. Wladimir Mostowoj war ein Chefredakteur, der nicht nur seine eigenen Kollegen ermutigt hat, sich der großen Verantwortung ihres Berufes zu stellen. Er ist Vorbild für eine ganze Generation von Journalisten, die in der Ukraine täglich für eine freie und ungefärbte Berichterstattung ohne politische Einflussnahme kämpfen. Aus diesen Gründen verleiht der Stiftungsrat den mit 10.000 EURO dotierten zweiten “Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien” an Wladimir Mostowoj.

Grigorij Pasko

Der russische Journalist Grigorij Pasko berichtete über die Verklappung chemischer und atomarer Rückstände durch die russische Flotte im Japanischen Meer und wurde wegen Hochverrat und Spionage verurteilt.

Der Militär-Journalist und Offizier im Rang eines Kapitäns 2. Ranges hatte Anfang der neunziger Jahre von der russischen Flottenführung den Auftrag erhalten, über Umweltvergehen des Militärs zu berichten. Immer wieder stößt er dabei auf Mauern des Schweigens. Dennoch wurde er fündig: 1993 filmte Pasko eine Aktion, bei der die Marine radioaktive und chemische Abfälle illegal im japanischen Meer versenkte. Dieser Film wurde auch im japanischen Staatsfernsehen NHK gezeigt. Damit begann der “Fall Pasko”. Seit 1997 versuchten Militärstaatsanwaltschaft und der Inlandsgeheimdienst FSB, dem unbequemen Wahrheitssucher das Handwerk zu legen. Zunächst lautete die Anklage auf “Landesverrat” bzw. “Weitergabe militärischer Geheimnisse”. Schließlich wurde ein Szenario der Bedrohung nationaler Sicherheitsinteressen durch die Berichterstattung insgesamt konstruiert. Selbst 21 Monate Untersuchungshaft konnten Pasko nicht brechen. Eine Amnestie nach der Verurteilung lehnte er ab, er wollte einen Freispruch, der ihm nach der Gesetzeslage zusteht. Doch das militärische Berufungsgericht in Wladiwostok entschied anders und verurteilte den Journalisten im Dezember 2001 zu vier Jahren Lagerhaft wegen angeblicher Spionage. Mit dem “Fall Pasko” wurde nach Ansicht von amnesty international ein neues Kapitel in Sachen Verhinderung von Meinungsfreiheit in Russland etabliert. Schon 1998 hatte es im Fall des ehemaligen Marinekapitäns Alexander Nikitin in St. Petersburg den Versuch gegeben, die Meinungsfreiheit in der brisanten Frage der atomaren Abfälle außer Kraft zu setzen. Das jüngste Ereignis, das die zunehmende Behinderung der Meinungsfreiheit in Russland verdeutlicht, ist die staatlich betriebene Schließung von TV 6, dem letzten regierungskritischen überregionalen Fernsehsender.

Jolana Voldánová

war Gesicht und Stimme des Streiks der gesamten Redaktion gegen den Versuch massiver Einflussnahme durch die Politik auf eine unabhängige Berichterstattung. Begonnen hatte alles am 12. Dezember 2000, als der tschechische Fernsehrat den Intendanten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens CT von seinem Amt entbunden hatte. Der 33-jährige Dušan Chmelícek wurde nach nicht einmal einem Jahr Tätigkeit entlassen. Einen Tag später stand der neue Intendant fest: Jiří Hodac. Damit waren vor allem die Redakteure der Nachrichtenredaktion nicht einverstanden, da er und seine Nachrichtenchefin Jana Bobošíková nicht dafür bekannt waren, die Redaktion vor parteipolitischer Einflussnahme bewahren zu können. Nach dem damaligen Gesetz wurden die neun Mitglieder des Fernsehrates von den Parlaments-Parteien berufen. So spiegelte der Rat letztlich nur die Mehrheitsverhältnisse der Volksvertretung wider. Politische Einflussnahme auf die Medien war möglich.

“Ein neues Gesetz muss her”, meinte die gesamte Redaktion. Die Redakteure des CT entschließen sich zum Streik und zur Besetzung der Sendezentrale, als der neue Intendant zudem ihm unbequeme Sendungen einstellen will. Durch diesen couragierten Streik, der nach 51 Tagen erfolgreich beendet wird, erreichen die protestierenden Redakteure, in deren Vertretung Jolana Voldánová ausgezeichnet werden soll, ihr Ziel: die Absetzung des aus politischen Gründen bestellten Intendanten. Es kam nicht nur zu den Rücktritten von Intendant Jiří Hodac und seiner Nachrichtenchefin Jana Bobošíková, sondern es kann im Mai 2001 nach einer Gesetzesinitiative des tschechischen Parlamentes ein neuer, von gesellschaftlichen Gruppen gewählter, Fernsehrat seine Tätigkeit aufnehmen. Zu verdanken ist das letztlich den engagierten Redakteuren, die mit wenig Rücksicht auf persönliche Belange die Verteidigung der Meinungs- und Pressefreiheit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Tschechiens betrieben. Jolana Voldánová war Teilnehmerin und das “Gesicht” jener Aktion. Jolana Voldánová wurde am 12. Januar 1969 geboren. 1993 beginnt sie ihre Tätigkeit beim staatlichen tschechischen Fernsehen. Zunächst unter anderem als Redakteurin beschäftigt, ist sie seit 1995 Moderatorin. Im Mai 2012 erhielt sie ihre eigene Talkshow im Tschechischen Rundfunk. Seit 2014 ist sie Moderatorin der Show “Je jaká” des tschechischen Rundfunksenders “Dvojka”.

Simone Wendler

deckte korrupte Machenschaften sowie das Zusammenwirken alter und neuer Seilschaften innerhalb der Cottbuser Immobilienbranche auf und machte sie öffentlich. Wendler, seit dem 1. Oktober 2000 Chefreporterin der "Lausitzer Rundschau", stand unter massiver Bedrohung. Grund dafür waren ihre Recherchen und Veröffentlichungen zu Korruption und gehäuften Unregelmäßigkeiten in der Cottbuser städtischen Wohnungsbaugesellschaft Mitte 2001. Die Stadt war in Aufruhr. Beschuldigungen, Unschuldsbeteuerungen, Rufe nach Sachlichkeit und neuerliche Vorwürfe beherrschten die politische Agenda der Stadt in der Lausitz. Dunkle Geschäfte der Art “Eine Hand wäscht die andere”, Verbindungen, die weit in DDR-Zeiten reichen und Seilschaften von Leuten, die früher haupt- oder nebenamtlich für das Ministerium für Staatssicherheit arbeiteten und nun wieder an Schaltstellen kommunaler Macht saßen, hatte die couragierte Journalistin seit Ende 2000 aufgedeckt. Neben den überregionalen Medien fand auch das Brandenburger Innenministerium Interesse am “Fall Simone Wendler”. Die Chefreporterin der “Lausitzer Rundschau”, die schon seit einigen Jahren mit Veröffentlichungen zu brisanten Themen (Immobilienfirma Aubis, Naziszene, Abfallschiebereien) Aufsehen erregte, wurde wegen ihrer Enthüllungen zu den unsauberen Aktivitäten der Cottbuser Wohnungsbaugesellschaft von anonymer Seite massiv unter Druck gesetzt. So fand sich auf der Mailbox ihres Mobiltelefons eine Morddrohung. Ihr Privatleben wurde bespitzelt: sogar aus fahrenden Autos wurde sie fotografiert. Später wird sie von Prominenten der Stadt der “Nestbeschmutzung” bezichtigt. Trotz massiven Drucks von außen ließ sich Wendler nicht von der Suche nach der Wahrheit abbringen Vor dem Herbst 1989 hatte Simone Wendler Chemie studiert und als Chemikerin gearbeitet. Politisch und journalistisch aktiv wurde sie zur Wendezeit 1989. Sie erhielt 2002 den 2. Preis des “Wächterpreises” der deutschen Tagespresse.

David Protess

recherchiert mit seinen Studenten zweifelhafte Todesurteile in den USA. Er erreichte durch seine Arbeit mehrere Revisionen sowie ein Moratorium des Gouverneurs in Illinois.

David Protess

Der 54-jährige David Protess ist Professor für Journalismus an der Medill School of Journalism an der renommierten Northwestern University im US-Bundesstaat Illinois. Seine Forschungen in den vergangenen Jahren konzentrierten sich auf die Rolle der Medien in der Sozialpolitik, die Medienberichterstattung in Rassenfragen und die Beziehung zwischen Medien und dem Gesetz. Protess selbst wurde Objekt internationaler Berichterstattung, als er mit seinen Studenten durch investigativen Journalismus unschuldig Verurteilten zur Freiheit verhalf. In dem Buch “A Promise of Justice” erzählt er, wie es gelang, die Justizfehler aufzudecken. Für dieses Buch bekam er den “Investigative Reporters & Editiors Award” sowie eine Nominierung für den Pulitzer Award. Die New York Times schrieb: “Kein Justizsystem, das Studenten benötigt um Gerechtigkeit zu schaffen, kann als funktionabel bezeichnet werden.” Inzwischen sind es bereits drei Menschen, die dem Professor und seinen Studenten ihr Leben verdanken. Sieben weiteren wurde zur Freilassung aus den Gefängnissen des US-Bundesstaates Illinois verholfen. Jährlich erreichen den Professor tausende Briefe von angeblich unschuldig Verurteilten und deren Angehörigen, die ihn bitten, sich ihrer anzunehmen. “Seid skeptisch und werdet nicht zynisch” Doch trotz all seiner Leistungen und Erfolge sieht sich Protess nicht als Held. Für ihn zählt vor allem sein Lehrauftrag. Er will seine Studenten nicht nur die graue Theorie lehren, er will sie vielmehr durch praktische Arbeit mit der angelsächsischen Tradition des investigativen Journalismus vertraut machen. Deshalb schickt er sie hinaus in die Gefängnisse und Justizpaläste, lässt sie Situationen nachstellen, wichtige Zeugen befragen und gibt ihnen seinen Leitspruch mit auf den Weg “Seid skeptisch und werdet nicht zynisch.” Und natürlich ist er ein entschiedener Gegner der Todesstrafe. Protess war sieben Jahre alt, als Ethel und Julius Rosenberg wegen Spionage verurteilt und hingerichtet wurden. Der Trubel und der Jubel um die Exekution widerten ihn schon damals regelrecht an. Später, als junger Reporter für den “Chicago Lawyer” oder als Research Director of the Better Government Association, führte Protess immer wieder einen engagierten Kampf gegen die Ungerechtigkeiten des Rechtssystems.

Seine Mittel waren dabei stets journalistische: Fragen, Hinterfragen, Recherchieren und nochmals Hinterfragen. Doch es gibt auch Kritiker und Neider. Neben den vielen Ehrungen und Preisen muss er vor allem mit dem Vorwurf leben, Journalismus und Aktivismus zu vermengen. Protess’ Erfolg: Moratorium gegen Todesstrafe Dieser Vorwurf mutet seltsam an, denn immerhin war es die Arbeit von Professor Protess und seinen Studenten, die den Gouverneur von Illinois, einen ausgesprochenen Befürworter der Todesstrafe, dazu brachte, ein Moratorium gegen die Todesstrafe in seinem Staat zu erwirken. Nach 14 erwiesenen Fehlurteilen gestand Gouverneur George Ryan ein: “Ich kann mir nicht mehr sicher sein, dass die Gerichte nicht noch mehr Unschuldige zum Tode verurteilt haben.” Neben Illinois kündigten 15 der 38 Staaten mit Todesstrafen an, ihre Verfahrensweise noch einmal zu überprüfen. Rund 3500 Menschen sitzen derzeit in den Todeszellen der USA, darunter Minderjährige, Schwachsinnige und viele Mittellose, die sich eine effiziente Verteidigung nicht leisten konnten. Seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1977 wurden mehr als 200 Menschen exekutiert, in dieser Zeit aber auch 73 Männer und zwei Frauen wegen erwiesener Unschuld aus den Todeszellen entlassen.

Renate Flottau

Renate Flottau berichtete als SPIEGEL-Redakteurin jahrelang vom Kriegsgeschehen auf dem Balkan und wurde insbesondere durch ihr “Kriegstagebuch” bekannt.

Biografische Notizen zu Renate Flottau

Der Schriftsteller Peter Handke, während des Kosovo-Krieges glühender Verteidiger Serbiens, hat “Spiegel-Korrespondentin” Renate Flottau einmal zynisch “Kriegsbraut” genannt. Es gibt wohl kaum einen Begriff, der so falsch ist und der Journalistin mehr unrecht tut als diese auf Verletzung zielende Vokabel. Renate Flottau ist weder Kriegs- noch Friedensbraut - sie ist Reporterin und als solche allenfalls der Wahrheit versprochen. Seit über 20 Jahren lebt sie in Belgrad, spricht unter anderem fließend serbokroatisch. Zur Kriegsberichterstatterin wurde sie durch die Ereignisse auf dem Balkan, ausgesucht hat sie sich das nicht. Renate Flottau begann ihre Karriere als Volontärin bei der Fränkischen Landeszeitung in Nürnberg, arbeitete danach für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen, u. a. Stiftung Warentest und “Das deutsche Sonntagsblatt”. 1976 wechselte sie zum Fernsehen und produzierte Beiträge für die “Hessenschau” des HR. Als ihr Mann Heiko Flottau Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Belgrad wird, zieht die Familie (zwei Kinder - Alexandra, heute 32, und Heiko, 21) mit. 1984 trennt sich das Paar. Heiko Flottau wechselt nach Kairo, seine Frau bleibt in Belgrad und berichtet zunächst für das ZDF und seit 1986 für den SPIEGEL vom Balkan. Damals konnte sie nicht ahnen, dass Jugoslawien das Pulverfass der 1990er Jahre und sie selbst zur Kriegsreporterin werden würde. Aber so formulierte sie einmal: “Es ist gegen mein Selbstverständnis, zu sagen: In Friedenszeiten gerne, aber wenn geschossen wird, nein danke.”

“Die einzige Situation, mich wütend zu machen, ist der Versuch, mich mit Informationen reinzulegen.” Diesem Selbstverständnis blieb sie treu, trotz Gefahr und Entbehrungen. Renate Flottau begnügte sich nicht damit, den Berichten offizieller Stellen zu vertrauen und deren Botschaft intellektuell zu sortieren. Sie war und ist vielmehr bemüht, mit eigenen Augen zu sehen, was vor sich geht, den Dingen auf den Grund zu gehen. “Je wilder es um mich herum wird, desto ruhiger werde ich. Die einzige Situation, mich wütend zu machen, ist der Versuch, mich mit Informationen reinzulegen”, beschreibt sie ihre journalistische Leidenschaft. Mehr als einmal brachte sie das in Lebensgefahr. Sie wurde angeschossen und zusammengeschlagen, bespitzelt und verfolgt, sie entging mit List den Todesschwadronen des serbischen Geheimdienstes und mit Glück so mancher Granate. Als Serbien sie zur unerwünschten Person erklärte, zog sie nach Montenegro, um von dort aus immer wieder inkognito Recherche-Reisen nach Serbien zu unternehmen. Renate Flottau hat durch ihr Beispiel gezeigt, dass die Freiheit der Medien auch vom Einsatz derer lebt, die an sie glauben - wo immer sie sind. Lange bevor die Bilder der aufbegehrenden Belgrader Bürger Erinnerungen wachriefen an die Ereignisse in Leipzig 1989, hat Renate Flottau diese Freiheit verkörpert.

Thomas Mayer

initiierte 1999 die Leipziger Spendenaktion “Kosovo-Hilfe”, in deren Verlauf insgesamt 350.000 DM für hilfsbedürftige Flüchtlinge gespendet wurden. Dabei beschränkte sich Mayer nicht allein auf die Berichterstattung, die er quasi “nebenher” erledigte. Er begleitete vielmehr die mit Hilfsgütern beladenen LKW persönlich durch das von Milosevic-Truppen kontrollierte Land nach Montenegro und nahm dabei mehr als einmal große Gefahren auf sich. Diese Aktion steht symbolisch für Thomas Mayers sensibles Empfinden für Unrecht, Wahrhaftigkeit und sein journalistisches Wirken, in dessen Mittelpunkt immer der - schwache - Mensch stand und steht. So berichtete er in den Jahren vor dem Kosovo-Konflikt über die Kinder von Tschernobyl, die Straßenkinder von Bukarest und Moskau, die Sinti und Roma in Siebenbürgen sowie die Minenopfer von Sarajewo. Auf diese Weise unterstützte Mayer maßgeblich die Hilfsaktionen der Leipziger Volkszeitung in Zusammenarbeit mit UNICEF.

Biografische Notizen zu Thomas Mayer

Ostern 1999. Die Flüchtlingsströme der Kosovaren sorgen für Schlagzeilen. Auch in der Leipziger Volkszeitung. Am heimischen Frühstückstisch sagt sich Thomas Mayer: “Wir müssen etwas tun.“ Seine Frau Gudrun, promovierte Physikerin, redet ihm zu und erweist sich erneut als seine wichtigste moralische Stütze. Schnell sind für eine Spendenaktion weitere Partner gefunden: der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Wolfgang Tiefensee, die Sparkasse Leipzig und in Zagreb der Verleger Nenad Popovic. Der Leipziger Buchpreisträger des Jahres 2000 wird als “vor Ort” - Organisator gewonnen. Und die Leipziger spenden. Summa summarum kommen 350.000 DM zusammen.

Mit 100.000 DM im Rucksack auf den Balkan

In Blitzaktionen - ein Mal fliegt Mayer mit 100.000 DM im Rucksack nach Dubrovnik - werden Hilfsaktionen gestartet. Mit Hilfsgütern beladene LKW begleitet er nach Montenegro, passiert dabei mit allerlei Tricks die Check Points im noch immer von Milosevics’ Armee kontrollierten Land. Die Hilfe kommt in die Flüchtlingslager genauso wie ein Jeep, der im Zuge der Leipziger Kosovo-Hilfe von Leipzigs Autohändlern gespendet worden war und bis in die Berge von Rozaje gebracht wird, wo er zur Versorgung der Flüchtlinge dringend gebraucht wird. Und als sei all das nicht genug gewesen, gelingt es, eine ehemalige DDR-Bürgerin, die mit einem Kosovaren verheiratet ist, mit ihrer Familie aus dem Kriegsgebiet in Sicherheit zu bringen. Über Menschen, einfache wie berühmte, zu schreiben, ihre Schicksale nach mitunter nicht ungefährlichen Einsätzen aufzuzeigen, das ist fern von Schlagzeilen-Journalismus das Anliegen von Thomas Mayer. Schon in den Jahren vor dem Kosovo-Konflikt berichtete er in dieser Art “live” über die Kinder von Tschernobyl, über die Straßenkinder in Bukarest und Moskau, die Sinti und Roma in Siebenbürgen und die Minenopfer in Sarajewo. Damit organisierte und förderte Thomas Mayer maßgeblich die Hilfsaktionen der Leipziger Volkszeitung in Zusammenarbeit mit UNICEF.

Thomas Mayer hat seinen Job “von der Pike auf” gelernt, wenn sein beruflicher Werdegang auch nicht immer geradlinig erscheint (er begann als Bühnentechniker am Dresdner Theater). Der Journalismus ist für ihn Beruf und Berufung. Mitunter war es dabei sogar zu DDR-Zeiten selbst in diesem Job möglich, Zivilcourage zu zeigen. Als etwa der Fußballklub BFC Dynamo wieder ein Mal die Gunst der Schiedsrichter erfuhr und im Sächsischen Tageblatt von “Tom” genau das mit spitzer Feder erstmals in der DDR-Presse öffentlich gemacht wurde. “Nein, nein, ich war kein Held”, wehrt Mayer ab. Dennoch: seine Fähigkeit, persönliche Angst zu kontrollieren und seiner ausgeprägten Wissbegierigkeit und Wahrheitsliebe unterzuordnen, verleiht ihm den Mut zu seinen teilweise unberechenbaren journalistischen Missionen. Und seine Frau Gudrun hält ihm seit Jahren trotz aller Sorgen um das Wohlergehen ihres Mannes den Rücken frei, indem sie ihn ermuntert und unterstützt, wenn ihn, den aufrechten Moralisten in bestem Sinne, wieder einmal der “heilige Zorn” gegen Ungerechtigkeit und Selbstgerechtigkeit packt. Viele Jahre arbeitete der Preisträger als Chefreporter der Leipziger Volkszeitung, spürt als solcher auch die Geschichten zwischen den Schlagzeilen auf, sucht mit besonderem Vergnügen (gelegentlich zum liebenswerten Spott seiner Kollegen) nach Zeitzeugen, die fast ein Jahrhundert erlebt haben und über ihr Leben genau so unikat berichten können wie eben Flüchtlinge aus dem Kosovo. 2012 ging Mayer in den Ruhestand.

Katrin Eigendorf

Katrin Eigendorf, geboren am 1. Juli 1962 in Tönisvorst, Deutschland, absolvierte ihr Abitur in Krefeld und ein Journalistik-Studium in Dortmund und Paris. Ein Redaktionsvolontariat bestritt sie beim WDR in Köln. Seit den 1990er Jahren arbeitet sie als Auslandskorrespondentin, unter anderem im ARD-Studio in Paris sowie als RTL-Korrespondentin in Moskau. Seit 1999 ist Eigendorf für das ZDF aktiv, darunter als Moderatorin des "auslandsjournal extra", als Auslandskorrespondentin in Moskau und seit 2018 als internationale Reporterin vor allem in Kriegs- und Krisengebieten. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen Russland, die Nahost-Politik, die Türkei und Afghanistan. 2022 veröffentlichte sie das Buch "Putins Krieg - Wie die Menschen in der Ukraine für unsere Freiheit kämpfen". Katrin Eigendorf erhielt für ihre journalistische Arbeit viele Auszeichnungen, so zum Beispiel 2021 den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis und 2022 den Grimme-Preis für ihre Reportagen aus Afghanistan sowie den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste persönliche Leistung Information". Das Medium-Magazin kürte Eigendorf 2022 zur "Journalistin des Jahres". In 2023 wurde ihr unter anderem der Augsburger Friedenspreis verliehen.

Roman Badanin

Wie kaum ein zweiter hat Roman Badanin den Wandel der staatlichen russischen Medienpolitik am eigenen Leib erfahren: 1970 in Kurgan geboren, hat er in relativer Freiheit ab 1997 die journalistische Arbeit bei der unabhängigen Zeitung Iswestija kennengelernt, im Anschluss arbeitete Badanin in führenden Positionen russischer Medien wie Gazeta.ru sowie westlicher Medien in Russland wie Forbes.ru.

Die zunehmende Beschränkung der Medienfreiheit begegnete ihm zwischen 2014 und 2017 als Chefredakteur der Nachrichtenagentur RBK und des regierungskritischen TV-Senders Dozhd. 2018 gründete Roman Badanin, der ab 2017 als Stipendiat des John S. Knight Journalism Fellowships an der Universität Stanford studierte, das Investigativ-Portal Proekt (Projekt), das unter anderem über die paramilitärische russische Organisation "Wagner" und über wirtschaftliche Aktivitäten und Korruption der russischen politischen Eliten berichtete.

Ab 2019 wurde Proekt von staatlichen Stellen beobachtet und 2021 als erstes unabhängiges Nachrichtenportal in die Liste "unerwünschter Organisationen" aufgenommen. Putins Regime erklärte Badanin sowie weitere Mitglieder der Redaktion zu "ausländischen Agenten". Ihre Wohnungen wurden durchsucht und hohe Geld- und Freiheitsstrafen angedroht, sollte Proekt weiterbetrieben werden. Badanin - gerade auf einer Auslandsreise - beschloss, nicht nach Russland zurückzukehren. Proekt wurde vom Ausland aus weiterbetrieben, parallel gründete Roman Badanin im Herbst 2021 die Investigativplattform Agentstvo (Die Agentur). Derzeit arbeitet Badanin als Senior JSK Fellow an der Universität Stanford.

Daria Tschulzowa

wurde am 20. Februar 1997 in Schklou geboren. Sie studierte an der Staatlichen Kuleschow-Universität Mahiljou, studienbegleitend arbeitete sie für die Webseite Mahiljou Online. Nach dem Ende ihres Studiums 2019 wurde sie zunächst freie Korrespondentin bei BelSat TV, später Mitarbeiterin. Bei einer Arbeit gemeinsam mit Reporterin Katerina Bachwalowa für den Sender BelSat TV hatte Tschulzowa am 15. November 2020 eine Gedenkversammlung für den wenige Tage zuvor getöteten Roman Bondarenko übertragen.

Bondarenko war am 11. November 2020 festgenommen worden und wurde wenig später schwer verletzt von der Bezirksabteilung für innere Angelegenheiten in ein Krankenhaus verlegt, wo er am 12. November verstarb. Über fünf Stunden sendeten Bachwalowa und Tschulzowa einen Livestream von der Gedenkversammlung für Bondarenko. Daraufhin wurden sie festgenommen. Ein belarussisches Gericht wertete die Sendung später als „Handlung, die in grober Weise die öffentliche Ordnung” verletzt habe. Bachwalowa und Tschulzowa wurden zu zwei Jahren Haft verurteilt. Die Berufung gegen das Urteil wurde Ende April 2021 abgewiesen. Daria Tzschulzowa wurde am 3. September 2022 aus der Haft entlassen und lebt seitdem in Polen. Ihre Kollegin Katerina Bachwalowa befindet sich noch immer in Haft.

Katerina Bachwalowa

wurde am 2. November 1993 in Minsk geboren. Sie studierte an der Minsker Staatlichen Linguistischen Universität und zog anschließend für zwei Jahre nach Spanien. Nach ihrer Rückkehr nach Belarus arbeitete sie als Journalistin für das belarussische Radio Liberty und die Zeitung Narodnaya Volya. Seit 2017 ist sie für BelSat TV tätig. Im Zuge ihrer Arbeit wurde sie mehrfach verhaftet. Bei einer Arbeit gemeinsam mit ihrer Kamerafrau Daria Tschulzowa für den Sender BelSat TV hatte Bachwalowa am 15. November 2020 eine Gedenkversammlung für den wenige Tage zuvor getöteten Roman Bondarenko übertragen.

Bondarenko war am 11. November 2020 festgenommen worden und wurde wenig später schwer verletzt von der Bezirksabteilung für innere Angelegenheiten in ein Krankenhaus verlegt, wo er am 12. November verstarb. Über fünf Stunden sendeten Bachwalowa und Tschulzowa einen Livestream von der Gedenkversammlung für Bondarenko. Daraufhin wurden sie festgenommen. Ein belarussisches Gericht wertete die Sendung später als „Handlung, die in grober Weise die öffentliche Ordnung” verletzt habe. Bachwalowa und Tschulzowa wurden zu zwei Jahren Haft verurteilt. Die Berufung gegen das Urteil wurde Ende April 2021 abgewiesen. Daria Tzschulzowa wurde am 3. September 2022 aus der Haft entlassen und lebt seitdem in Polen. Ihre Kollegin Katerina Bachwalowa befindet sich noch immer in Haft.

Benjamin Best

Seit 2007 beschäftigt er sich mit Wettmanipulation im Sport, 2011 wurde er für die Reportage "Tor, Sieg, Betrug - Wettmanipulationen im Sport" als "CNN Journalist of the Year" ausgezeichnet. 2013 erschien sein Sachbuch "Der gekaufte Fussball - Manipulierte Spiele und betrogene Fans". Mit "Dirty Games" legte Benjamin Best 2016 einen Kino-Dokumentarfilm zu Menschenrechtsverletzungen im Umfeld großer Sportereignisse, insbesondere den Fußball-Weltmeisterschaften 2014 in Brasilien und 2022 in Katar, vor. "Dirty Games" wurde u. a. in den Kategorien "beste Regie" und "bester ausländischer Film" bei den "Hollywood International Independent Documentary Awards" sowie mit der "Silber World Medal" des "New York Festivals" 2016 ausgezeichnet.

Die problematische Arbeits- und Lebenssituation der Gastarbeiter auf den Baustellen der WM-Stadien in Katar beschäftigt Best weiterhin: 2019 veröffentlichte er seinen neuen Dokumentarfilm "Gefangen in Katar", für Ende 2020 hat Best bereits eine weitere Reportage zum Thema angekündigt. Für "Gefangen in Katar" wurde Benjamin Best 2019 mit dem "Georg von Holtzbrinck Preis für Wirtschaftspublizistik" ausgezeichnet und durch das "Medium Magazin" zum "Sportjournalisten des Jahres" ernannt: Der Beitrag Bests sei "ohne Zweifel die beste Rechercheleistung im Sport 2019".

Khadija Ismayilova

Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet Ismayilova vor allem zu Korruption und Vetternwirtschaft des in Aserbaidschan herrschenden Alijew-Clans, beispielsweise die Eigentümerschaft der minderjährigen Präsidententochter an der Fluglinie Azerbaijan Airlines. Mindestens seit 2012 versucht das Regime mit unterschiedlichen Methoden, Ismayilova zum Schweigen zu bringen: neue Gesetze, Schmutzkampagnen, Verhaftungen und Gerichtsprozesse. 2014 führt der Leiter der Präsidialverwaltung Ismayilova als "bestes Beispiel für Journalisten, die gegen die Regierung arbeiten" an. Im September 2015, wurde Ismayilova schließlich wegen "Steuerhinterziehung und Machtmissbrauch" zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach internationaler Kritik wurde sie 2016 entlassen und ihre Strafe in dreieinhalb Jahre auf Bewährung umgewandelt. Gegängelt wird Ismayilova weiterhin: 2017 wurde eine Ausreisesperre gegen sie erlassen, die noch immer gültig ist. Dies verhinderte unter anderem die Entgegennahme des "Right Livelihood Award" (Alternativer Nobelpreis), den sie 2017 erhielt.

Gemeinsam mit anderen ausländischen Journalisten führte Ismayilova vor dem Bundesverfassungsgericht Beschwerde gegen die Praxis der Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung des Bundesnachrichtendienstes. Das Gericht stellte am 19. Mai 2020 fest, dass die gesetzliche Regelung zur "strategischen Überwachung" der Telekommunikation und darüber hinaus die Weitergabe von erlangten Informationen an in- und ausländische Dienste nicht dem Grundgesetz entspricht und neu gefasst werden muss.

Armin Wolf

Der gebürtige Innsbrucker hat seine ORF-Laufbahn nach dem Abitur als freier Mitarbeiter im Landesstudio Tirol begonnen. Seither war er Politik-Redakteur in Radio und Fernsehen, USA-Korrespondent (1991/92), Redaktionsleiter und Moderator. Wolf hält regelmäßig Vorträge und veröffentlichte mehrere Bücher, zuletzt 2013 "Wozu brauchen wir noch Journalisten?" Europaweit ins Gespräch brachte Wolf 2019 ein TV-Interview mit Harald Vilimsky, Generalsekretär der rechtspopulistischen FPÖ. Kritische Fragen zu einem Plakat der steirischen Jugendorganisation der FPÖ konterte Vilimsky, diese würden "nicht ohne Folgen" für den Moderator bleiben. Bereits zuvor war Wolf mehrfach zum Angriffspunkt für die FPÖ geworden, unter anderem wurde er bezichtigt, "unbotmäßige Fragen" zu stellen und "Lügen" zu verbreiten. 2018 hat er in Moskau ein viel beachtetes Interview mit Vladimir Putin geführt. Für seine Arbeit wurde Wolf vielfach ausgezeichnet, unter anderem als "Österreichischer Journalist des Jahres" (2004, 2018). In Deutschland wurden ihm ein Sonderpreis des "Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis" (2016), der "Leuchtturm-Preis" von netzwerk recherche (2017) sowie eine "Besondere Ehrung" des Grimme-Preises (2018) verliehen. Neben dem Leipziger Medienpreis erhielt Armin Wolf 2019 auch die Auszeichnung "Journalist des Jahres" im Rahmen des "Prix Europa".

Arndt Ginzel

Ginzel wurde unter anderem für seine Recherchen zur sogenannten "Sachsensumpf-Affäre" bekannt, über die er im "Spiegel" und bei "Zeit Online" berichtete. Dafür wurde er wegen Verleumdung und übler Nachrede angeklagt, zunächst verurteilt und dann in zweiter Instanz freigesprochen. Während Recherchen in der Ost-Ukraine wurde er 2015 von prorussischen Rebellen verhaftet. Für seine gemeinsam mit Markus Weller erarbeitete TV-Reportage "Spiel im Schatten - Putins unerklärter Krieg gegen den Westen" erhielt er den Bayerischen Fernsehpreis (2017), für die Reportage "Putins geheimes Netzwerk - Wie Russland den Westen spaltet" eine Nominierung als Beste Dokumentation / Reportage des Deutschen Fernsehpreis (2017). 2022 wurde Ginzel mit dem "Leuchtturm-Preis" des Netzwerks Recherche (Medienpreisträger 2003) ausgezeichnet.

Im Zuge einer Pegida-Demonstration in Dresden gerieten Arndt Ginzel und Gerald Gerber in eine langwierige Polizeikontrolle - ausgelöst von einem Demonstrationsteilnehmer, der offenbar Aufnahmen seines Gesichts verhindern wollte - die sie für geraume Zeit an der Berichterstattung hinderte. Dies führte zu umfangreichen Diskussionen über die Pressefreiheit und die Rolle der Polizei im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsaufgaben, Schutz der Demonstrationsfreiheit und Gewährleistung der ungehinderten Arbeit von Journalistinnen und Journalisten.

Gerald Gerber

Gerber war 1996 Gründungsmitglied und bis 2002 Vorstand von Meissen TV. Seit 2002 ist er als freier Kameramann mit seiner Firma "Gerald Gerber TV - Gerber Film- und Fernsehproduktion" tätig. Bei mehreren Auslandsaufenthalte berichtete Gerber als Kameramann für ARD und ZDF im Ostukraine-Konflikt. Im November 2016 wurde er während Dreharbeiten an der Türkisch-Syrischen Grenze von türkischen Sicherheitskräften verhaftet.

Im Zuge einer Pegida-Demonstration in Dresden gerieten Arndt Ginzel und Gerald Gerber in eine langwierige Polizeikontrolle - ausgelöst von einem Demonstrationsteilnehmer, der offenbar Aufnahmen seines Gesichts verhindern wollte - die sie für geraume Zeit an der Berichterstattung hinderte. Dies führte zu umfangreichen Diskussionen über die Pressefreiheit und die Rolle der Polizei im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsaufgaben, Schutz der Demonstrationsfreiheit und Gewährleistung der ungehinderten Arbeit von Journalistinnen und Journalisten. Der Dresdner Polizeipräsident Horst Kretzschmar hatte sich im Nachgang für das Vorgehen gegen die Journalisten entschuldigt: "Ich möchte unmissverständlich feststellen, dass wir als Polizei eine Verantwortung dafür haben, dass die Pressefreiheit in unserem Land gesichert ist…Ich bedaure diesen Vorfall als Polizeiführung außerordentlich und habe zugesichert, dass wir dieses in der Polizei aufarbeiten werden - auch um daraus zu lernen.", so Kretzschmar.

Tomasz Piątek

Tomasz Piątek wurde 1974 in Polen geboren und absolvierte ein Linguistik-Studium in Mailand. Zwischen 1995 und 2013 arbeitete er als Journalist unter anderem beim polnischen Nachrichtenmagazin Polityka, der italienischen Tageszeitung La Stampa sowie als Experte für Psycholinguistik. Seit 2013 ist Piątek Kolumnist der zweitgrößten polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza.

Neben seinen journalistischen Arbeiten ist er auch als Schriftsteller mehrerer Romane, Krimis und Fantasy-Bücher bekannt. Spätestens mit seinem 2017 veröffentlichten Sachbuch "Macierewicz i jego tajemnice" (Macierewicz und seine Geheimnisse) geriet er ins Visier der staatlichen Organe in Polen: Wie in zwölf Kolumnen in der Gazeta Wyborcza zuvor beschreibt Piątek hier die Verbindungen des polnischen Verteidigungsministers Antoni Macierewicz zum Umkreis des russischen Präsidenten Wladimir Putin, zum russischen Geheimdienst und zu kriminellen Gruppen in Russland. Diese Verbindungen sind einerseits pikant, da sich Macierewicz in der polnischen Öffentlichkeit stets als entschiedener Gegner Putins darstellt. Andererseits wirft Piątek dem Minister die Verstrickung in illegale Waffen- und Geldgeschäfte vor. Statt Anzeige gegen den Journalisten zu erstatten oder zivilrechtliche Untersuchungen einzuleiten, schaltete der Minister die Staatsanwaltschaft ein, die den Fall ihrer Militärabteilung zuordnete. Piątek wurde "Beleidigung eines Beamten während dessen Dienstzeit und im Zusammenhang mit dessen Arbeit" vorgeworfen, bei einer Verurteilung hätten ihm bis zu drei Jahre Haft gedroht. Die Staatsanwaltschaft hat nach monatelangen Untersuchungen das Verfahren inzwischen eingestellt.

Piątek selbst vermutet, dass er spätestens seit der Veröffentlichung seines Buches von der polnischen Regierung überwacht wird. Für die Organisation "Reporter ohne Grenzen" war Piątek der "Journalist des Jahres 2017".

Asli Erdoğan

wurde 1967 in Istanbul geboren. Ab 1983 studierte sie Informatik und Physik an der Bosporus-Universität, anschließend arbeitete sie an der Fakultät für Physik dieser Universität und war Mitarbeiterin am CERN in Genf. 1990 verfasste sie ihre erste Novelle, 1996 wurde ihr erster Roman “Mucizevi Mandarin” (“Der wundersame Mandarin”) veröffentlicht. Anschließend konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit als Autorin. Der Durchbruch als Schriftstellerin gelang ihr 1998 mit ihrem dritten Buch “Kırmızı Pelerinli Kent” (“Die Stadt mit der roten Pelerine”). Zwischen 1998 und 2001 verfasste sie Kolumnen für die linksliberale türkische Tageszeitung “Radikal” und berichtete über die Bedingungen in türkischen Gefängnissen, über Gewalt gegen Frauen und staatliche Repressionen gegen Kurden. Darüber hinaus wirkte sie im P.E.N.-Komitee “Schriftsteller in Haft”. 2010 erhielt sie für ihren Roman “Taş Bina ve Diğerleri” (“Steingebäude”) den Sait-Faik-Literaturpreis, den bedeutendsten Literaturpreis der Türkei. In den Folgejahren führten sie Stipendien unter anderem nach Zürich und Graz, anschließend arbeitete sie für die türkisch-kurdische Zeitung “Özgür Gündem”.

Am 16. August 2016 wurde Asli Erdoğan im Rahmen einer Verhaftungswelle bei “Özgür Gündem” festgenommen, nachdem die Staatsanwaltschaft die Schließung der Zeitung angeordnet hatte. Erdoğan wird “Propaganda für eine illegale Organisation”, “Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation” sowie “Volksverhetzung” vorgeworfen, als Beweismittel dienen ihre Artikel und Kolumnen. Im November 2016 forderte der Staatsanwalt lebenslange Haft für die Schriftstellerin, am 29. Dezember 2016 wurde der Prozess eröffnet. Am ersten Prozesstag ordnete der Richter aus gesundheitlichen Gründen ihre Entlassung aus der Untersuchungshaft an. Der Prozess wurde fortgesetzt und eine Ausreisesperre verhängt, die im Juni 2017 vorerst wieder aufgehoben wurde. Im September desselben Jahres verließ Erdoğan die Türkei und lebt seitdem in Deutschland im Exil. Der Prozess gegen Erdoğan ging nach der Ausreise der Autorin weiter. Im Februar 2020 sprach das 23. Schwurgericht in Istanbul die Schriftstellerin von den Vorwürfen der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und der staatsfeindlichen Aktivitäten frei. Der Vorwurf der Verbreitung von "Propaganda einer Terrororganisation" wurde fallen gelassen, weil er laut dem türkischen Presserecht verjährt sei. Im Oktober 2021 entschied ein Berufungsgericht, die Istanbuler Richter müssten sich erneut mit der Frage befassen, ob Erdogans Zeitungsbeiträge tatsächlich nicht mehr bestraft werden könnten. Am 10. Februar 2022 wurde Erdoğan schließlich von einem türkischen Gericht abermals vom Vorwurf der "Terrorpropaganda" freigesprochen.

Deniz Yücel

wurde 1973 in Flörsheim am Main geboren und besitzt die deutsche und türkische Staatsbürgerschaft. 1996 begann er ein Studium der Politikwissenschaft an der FU Berlin. Seit 1999 war er als freier Autor für Medien wie den Tagesspiegel, die taz, die Süddeutsche Zeitung, den Standard sowie den BR, den NDR und den WDR. Zwischen 2007 und 2015 arbeitete er als Redakteur der taz. Seit 2015 ist Deniz Yücel Türkei-Korrespondent der WeltN24-Gruppe. Am 25. Dezember 2016 wurde Yücel erneut verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, “Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung” betrieben zu haben: Er hatte über gehackte E-Mails von Berat Albayrak, türkischer Energieminister und Schwiegersohn des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, berichtet, die Korruption nahelegten. Zur Fahndung ausgeschrieben, begab sich Yücel im Februar 2017 freiwillig in Polizeigewahrsam. Im März 2017 ordnete ein Richter Untersuchungshaft an.

Am 16. Februar 2018 wurde Yücel aus der Haft entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft zuvor die Anklageschrift gegen ihn vorgelegt hatte. Sie wirft ihm darin "Propaganda für eine Terrororganisation" und "Aufstachelung des Volkes zu Hass und Feindseligkeit" vor und fordert eine Haftstrafe zwischen vier und 18 Jahren. Nach seiner Haftentlassung reiste Deniz Yücel umgehend nach Deutschland aus. Am 16. Juli 2020 verurteilte die 32. Große Strafkammer in Istanbul Yücel in Abwesenheit zu einer Haftstrafe von zwei Jahren, neun Monaten und 22 Tagen.

Am 25. Januar 2022 entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass die Türkei wegen der Inhaftierung Deniz Yücels Entschädigung in Höhe von 13.300 Euro zahlen muss. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Die Prozessparteien können es innerhalb von drei Monaten anfechten.

Can Dündar

Can Dündar wurde 1961 in Ankara (Türkei) geboren. Er studierte Journalismus an der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität Ankara (bis 1982) und an der London School of Journalism (bis 1986), erhielt 1988 seinen Mastergrad und 1996 seinen Doktortitel in Politikwissenschaften an der Technischen Universität des Nahen Ostens in Ankara. Anschließend arbeitete er für verschiedene Zeitungen und Fernsehsender unter anderem seit 1988 für die staatliche TRT sowie für private Kanäle wie CNN Türk und NTV. Über viele Jahre arbeitete er als Kolumnist für die Zeitung Milliyet, 2013 wurde er dort fristlos entlassen, wohl wegen kritischer Kolumnen zu den Protesten um den Istanbuler Gezi-Park. Anschließend wechselte er zur Cumhuriyet, deren Chefredakteur er Anfang 2015 wurde. Im Mai 2014 veröffentlichte er gemeinsam mit Ankara-Büroleiter Erdem Gül Material über angebliche Verstrickungen des türkischen Staates in den syrischen Bürgerkrieg.

Am 22.12.2021 wurde Can Dündar in Abwesenheit zu 18 Jahren und neun Monaten Haft verurteilt, weil er nach Ansicht der Richter "Staatsgeheimnisse mit dem Ziel der militärischen oder politischen Spionage" beschafft habe. Das Gericht in Istanbul verurteilte ihn zudem zu acht Jahren und neun Monaten Haft wegen "Unterstützung einer Terrororganisation". Dündars Anwälte kündigten Berufung gegen die Urteile an.

Erdem Gül

Erdem Gül wurde 1967 im türkischen Giresun geboren und studierte Journalismus an der Gazi-Universität in Ankara. 1992 begann er seine berufliche Laufbahn bei der türkischen Nachrichtenagentur Anka. 2010 wurde er zunächst Parlamentsreporter von Cumhuriyet, seit 2013 leitete er das Hauptstadtbüro der Zeitung in Ankara. Im Cumhuriyet-Prozess um die Berichterstattung zu einem geheimen Militärtransport der Türkei nach Syrien galt Erdem Gül als Hauptangeklagter. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt. Auch dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Jafar Panahi

Jafar Panahi wurde am 11. Juli 1960 im iranischen Mianeh geboren. Nach dem Studium der Regie an der Hochschule für Kino und Fernsehen in Teheran, bei dem er auch das Weltkino kennenlernen konnte, startete er seine berufliche Laufbahn zunächst mit Fernsehprojekten und als Regieassistent. 1995 wurde sein Debütfilm “Der weiße Ballon” mit der Goldenen Kamera der Internationalen Filmfestspiele von Cannes ausgezeichnet. 1997 erhielt er für seinen Film “Der Spiegel” den Goldenen Leoparden auf dem Filmfestival von Locarno. Sein mit dem Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig gewürdigter Film “Der Kreis” (2000) wurde in seinem Heimatland verboten – ebenso wie die Mehrzahl seiner folgenden Arbeiten wie “Offside” (2006, Silberner Bär bei der Berlinale), “Dies ist kein Film” (2011), “Geschlossener Vorhang” (2013, Silberner Bär bei der Berlinale) und “Taxi Teheran” (2014, Goldener Bär bei der Berlinale 2015). Darüber hinaus erhielt Panahi weitere Auszeichnungen wie den Carrosse d’Or auf dem Filmfestival in Cannes 2011 und den Sacharow-Preis für geistige Freiheit 2012 des Europäischen Parlaments.

Nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 unterstützte Panahi offen die Oppositionsbewegung der “Grünen Revolution”. Am 1. März 2010 wurde er gemeinsam mit Frau und Tochter von der iranischen Polizei festgenommen und zunächst ohne Anklage für drei Monate inhaftiert. Im Dezember 2010 wurde er wegen “Propaganda gegen das System” zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt. Trotzdem gelingt es ihm regelmäßig, neue Filme zu veröffentlichen. Sein Werk "Taxi Teheran" wurde 2015 mit dem Golden Bären der Berlinale ausgezeichnet. Nachdem sich Panahi Anfang Juli 2022 bei der Teheraner Staatsanwaltschaft nach dem Schicksal zweier kurz zuvor verhafteter Kollegen erkundigte, wurde auch er umgehend verhaftet und muss nun eine bereits vorher verhängte sechsjährige Haftstrafe absitzen. Im Gefängnis trat Panahi in einen Hungerstreik. Kurz darauf wurde er überraschend freigelassen und reiste Ende April 2023 nach Frankreich aus.

Nedim Şener

Nedim Şener wurde 1966 in Deutschland geboren. 1990 absolvierte er ein Wirtschaftsstudium an der Universität Istanbul, seit 1991 arbeitet er für verschiedene türkische Zeitungen, zunächst für Ilk Haber, zwischen 1992 und 1994 für Dünya, 1994 bis 2011 für Milliyet und seit 2011 für Posta. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter Publikationen über Korruption, Betrug, organisierte Kriminalität, Steuerhinterziehungen, die Finanzierung von terroristischen Vereinigungen und über Geheimdienste. 2009 veröffentlichte er seine Recherchen über den Mord an Hrant Dink: Der Herausgeber der armenisch-türkisch-sprachigen Wochenzeitung war 2007 auf offener Straße erschossen worden. Şener warf den türkischen Behörden und insbesondere dem Geheimdienst vor, den Mord nicht verhindert zu haben, die Polizei soll den mutmaßlichen Mörder angestiftet haben. Der Journalist wurde daraufhin wegen illegaler Verbreitung vertraulicher Informationen angeklagt, jedoch vor Gericht freigesprochen. 2011 wurde Şener gemeinsam mit zehn weiteren Personen festgenommen, weil er zum Medien-Arm der Untergrundgruppe Ergenekon gehören soll, die einen Putsch gegen die Regierung Erdogan geplant haben soll. Er blieb bis März 2012 insgesamt 375 Tage in Haft und gilt in der Türkei weiterhin als Terrorist.

Aram Radomski

Aram Radomski, Siegbert Schefke, Roland Jahn und Christoph Wonneberger sind Akteure der Friedlichen Revolution 1989 in der ehemaligen DDR sowie der oppositionellen Bewegung in deren Vorfeld. Christoph Wonneberger, zwischen 1977 und 1984 evangelisch-lutherischer Pfarrer in Dresden, ab 1985 in Leipzig, koordinierte seit 1986 die montäglichen Friedensgebete in der Nikolaikirche und wirkte an der Arbeit oppositioneller Arbeitsgruppen aus der Kirche heraus mit. 1989 unterhielt er ein “Demo-Telefon”, mit dem westliche Journalisten über die Ereignisse in Leipzig informiert wurden. Am Abend des 9. Oktober 1989 gab Wonneberger in einer Live-Schaltung ein Interview in den ARD-tagesthemen und berichtete der Weltöffentlichkeit von der friedlichen Demonstration in Leipzig mit ca. 70.000 Teilnehmern.