Durs Grünbein wurde 1962 in Dresden geboren. 1985 zog er nach Ost-Berlin und begann ein Studium der Theaterwissenschaft. Schon 1987 brach er sein Studium ab und entschied sich für das Schreiben. Er beschäftigte sich autodidaktisch mit Quantenphysik und Neurologie, mit Philosophie, etwa Ludwig Wittgenstein, der Frankfurter Schule und den französischen Strukturalisten. Grünbein beteiligte sich außerdem bei verschiedenen Zeitschriften sowie Ausstellungs- und Verlagsprojekten.
1988 erschien Grünbeins erster Gedichtband "Grauzone morgens" im Suhrkamp Verlag. Die Texte aus dem Zeitraum von 1985 bis 1988 vermitteln in nüchternen Momentaufnahmen einen authentischen Eindruck des Lebensgefühls in den urbanen Zentren der DDR. 1991 folgte der viel beachtete Band "Schädelbasislektion", dessen Gedichtzyklen die Zeit vor, während und nach der Wende thematisieren. In "Falten und Fallen" (1994) setzt Grünbein sein poetisches Konzept der analytischen Lyrik zwischen Sprache und Physis fort.
In den Gedichtbänden der folgenden Jahre suchte Grünbein formal und thematisch verstärkt den Dialog mit großen Dichtern der Weltliteratur. So ist zum Beispiel "Vom Schnee" (2003) ein Porträt des Philosophen René Descartes in Form eines epischen Gedichts. Unter dem Eindruck seines Rom-Aufenthalts als Stipendiat der "Villa Massimo" entstand 2009 "Aroma - Ein römisches Zeichenbuch" als ein Kaleidoskop aus Gedichten und Prosabildern. 2022 erschien mit "Äquidistanz" sein mittlerweile zwölfter Gedichtband. Sein erster Roman "Komet" wurde 2023 veröffentlicht.
Grünbein veröffentlichte außerdem mehrere Essaysammlungen, zahlreiche Katalogbeiträge, ein Opernlibretto sowie Neuübersetzungen von Theaterstücken der Antike. Sein Werk wurde in mehrere Sprachen übersetzt. 1995 erhielt Grünbein den "Peter-Huchel-Preis" für Lyrik und, als bis dahin jüngster Autor, den "Georg-Büchner-Preis. 2003 wurde ihm als erstem Nicht-Philosophen der "Friedrich-Nietzsche-Preis" verliehen. 2009 erhielt er das "Große Verdienstkreuz mit Stern" der Bundesrepublik Deutschland. Durs Grünbein ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Freien Akademie der Künste in Hamburg, der Freien Akademie der Künste zu Leipzig und der Sächsischen Akademie der Künste. Seit 2005 ist er Professor für Poetik an der Kunstakademie Düsseldorf und seit 2008 Mitglied des Ordens "Pour le mérite" für Wissenschaft und Künste in Berlin. Grünbein lebt in Rom und Berlin.