Zukünftig Echoraum-Öffner oder Realitätenkonstrukteur?

Absolventenfeier der LSoM und des IfKMW auf dem Mediencampus Villa Ida

Rund 50 Absolventen der Leipzig School of Media (LSoM) und des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig (IfKMW) haben gestern Abend im Mediencampus Villa Ida Ihren Studienabschluss gefeiert. Professoren, Dozenten und Verantwortliche der beiden Institutionen beglückwünschten die Absolventen und überreichten Blumen und - sofern noch nicht vorab verschickt - die Abschlusszeugnisse.

Die Festrede hielt dieses Jahr der in Sachsen geborene Zukunftsforscher Dr. Karlheinz Steinmüller, Gründungsgesellschafter und Wissenschaftlicher Direktor der Z_punkt GmbH in Köln und Berlin. In einem launigen Vortrag beschrieb Steinmüller den Menschen als "Homo Cummunicator", als Medienmenschen, dem es vor allem ums Erzählen und Zuhören gehe. Zukunftsforschung habe sich daher stets damit beschäftigt, wie eine Gesellschaft Informationen konsumiert und teilt. Angesichts aktueller Phänomene unserer digitalen Gesellschaft - Selbstinszenierung im Netz, eine die Realität immer stärker verdrängende Medienwirklichkeit - zeichnete Steinmüller keine glänzende Zukunftsvision: "Die Offenheit des Internets erzeugt eine neue Enge", sagte er. Alle Menschen ständen unter gegenseitiger Beobachtung, zugleich bewegten Sie sich informationell in Echoräumen, in denen sie nur noch solche Medieninhalte konsumierten, die ihren Erwartungen und Einstellungen entsprächen. Die Kommunikationsfachleute von heute würden die Zukunft allerdings mitbestimmen, so Steinmüller. Immer wichtiger für den Erfolg werde dabei in Zukunft Vertrauen. "Glaubwürdigkeit ist in der neuen Medienwelt ein rares Gut", sagte der Autor mehrerer Science-Fiction-Romane. "Den Vorwurf der Lügenpresse müssen wir ernst nehmen".

Für besondere Erheiterung sorgten einige neue Berufsbilder, die Steinmüller entwarf. Die Absolventen könnten möglicherweise in einigen Jahren als Echoraum-Öffner arbeiten, die andere Menschen aus ihrer selbst konstruierten Medienwirklichkeit befreien. Auf der anderen Seiten würden Realitätenkonstrukteure gebraucht, die künstliche Welten erschaffen, in die Menschen bei Bedarf abtauschen können. Nach dem Start des ersten Fernsehsenders für Hunde, Dog-TV, seien bereits heute Pet-Contenter gefragt, die speziell auf Haustiere zugeschnittene Medieninhalte produzieren.

Nach dem offiziellen Teil feierten die Absolventen mit Eltern, Freunden und Kommilitonen noch bis zum späten Abend im Mediencampus Villa Ida. Die LSoM und das IfKMW danken an dieser Stelle noch einmal der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig für die Unterstützung.

Text: Alexander Laboda, Referent Kommunikation und Marketing der LSoM