Talent-Taube 2011 an Tamar Tal aus Israel

DOK Leipzig 2011:  Nachwuchs-Regiepreis geht nach Israel

Leipzig, den 23. Oktober 2011. Die mit 10.000 Euro dotierte "Talent-Taube" der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig geht in diesem Jahr an Tamar Tal aus Israel für ihren Film "Hatzalmania" ("Life in Stills"). Die Preisträgerin erhielt die Auszeichnung am Samstagabend aus den Händen des Geschäftsführenden Vorstandes der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig, Stephan Seeger. "Ich gratuliere Tamar Tal von ganzem Herzen zu diesem Film - die Jury hat eine ausgezeichnete Wahl getroffen", so Seeger. Das Preisgeld dient als Anschubfinanzierung für den nächsten Film der Regisseurin.

Tamar Tal gewann mit Ihrem Film den Internationalen Nachwuchswettbewerb "Generation DOK", der im Rahmen des 54. Inter-nationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm vom 17.10. bis 23.10.2011 stattfand und mit 38.000 Zuschauern alle bisherigen Rekorde brach.

Ein warmherziger Film, der das Individuum feiert 

Man kann es nicht anders sagen:  Miriam Weissenstein ist eine Institution in Tel Aviv und im Leben aller, die mit ihr zu tun haben, besonders ihres Enkels Ben. Er führt das Fotohaus der Großeltern weiter, die von Beginn an den Aufbau des jungen Staates Israel festhielten, in Bildern, die heute weltweit gefeiert werden. Trotz der - auch im Film erlebbaren - fundamentalen Bedeutung dieser Dokumente einer Pioniergeneration für das israelische Selbstverständnis machen die Planierraupen der Moderne vor dem alten Laden nicht Halt. Das Geschäft soll einem Neubau weichen und die Patronin mit 96 Jahren von vorn anfangen. Es kommt der Moment, da Miriam Weissenstein, eine Frau mit Haaren auf den Zähnen, die alle und jeden ununterbrochen herunterputzt und die man besser nicht zur Feindin haben möchte, kurz davor ist, den Mut zu verlieren…Der herzerwärmende Film lebt vom beständigen Wechsel zwischen jüdischem Witz bis hin zu schonungslosem Sarkasmus unter vollständiger Ignorierung nicht nur politischer, sondern jedweder "Correctness" (etwa dem schwulen Enkel gegenüber) und intimen Momenten der Verletzbarkeit und des Schmerzes über eine sich beiläufig enthüllende Familientragödie, die dunkel über allem liegt. Jede der (oft wiederkehrenden) Einstellungen ist sorgsam, ja liebevoll gerahmt. Als sollten die Bilder uns später daran erinnern, dass wir weitergehen müssen - egal, wie schwer unsere Vergangenheit wiegt.

Text: Grit Lemke (DOK Leipzig)



Preisträger:
2011 - Goldene Tauben