Preisträger 2006: Alina Anghel

Alina Anghel
Foto: Olaf Wunder

Alina Anghel
musste für ihre schonungslose Aufdeckung von Korruption und Misswirtschaft der regierenden Elite Moldawiens rund um Präsident Woronin körperliche Gewalt erleiden.

Alina Anghel arbeitet seit 1997 als Journalistin in Moldawien. Sie war zunächst bei der Tageszeitung "Flux" im Ressort Politik beschäftigt, ging anschließend zu "Timpul", einer Wochenzeitung. In ihren Artikeln (u. a. "Luxus im Land der Armut") aus dem Jahr 2004, die in der Wochenzeitung "Timpul" erschienen, beschrieb sie schonungslos die korrupte Elite sowie die Auswirkungen der Misswirtschaft auf das tägliche Leben der Bürger. In dem konkreten Fall ging es um einen Handel mit Autos der Marke Skoda, von denen 42 Dienstlimousinen ohne einen offiziellen Auftrag an die kommunistische Regierung geliefert wurden.

Die Korruptions-Stories von Alina Anghel brachten "Timpul" eine Klage der Regierung auf zwei Millionen US-Dollar Schadensersatz ein - mit der Folge, dass die Zeitung schließen musste. Ein Angebot der Machthaber, die Klage gegen "Timpul" im Tausch gegen eine öffentliche Entschuldigung für Anghels Berichterstattung zurückzuziehen, hatte die Redaktion zuvor abgelehnt. Welchen Druck die Regierung gegenüber regimekritischen Bürgern ausübt, musste die investigativ recherchierende Journalistin am eigenen Körper erfahren: Im Juni 2004 wurde Alina Anghel nahe ihrer Wohnung niedergeschlagen, nachdem sie zuvor während Monaten telefonisch bedroht worden war. Das bestätigt auch Martina Bäurle, Geschäftsführerin der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte. Der Übergriff fand einen Tag vor der Gerichtsverhandlung zum Schadensersatzprozess gegen "Timpul" statt. Die Redaktion brachte jedoch kurz nach Schließung der "Timpul" eine neue Zeitung heraus, die "Timpul de dimineata" ("Morgenpost"). Anghel arbeitet bei ihr vorerst als stellvertretende Chefredakteurin.

Zwar wurden mögliche Tatverdächtige verhaftet, allerdings legte die Polizei den Vorfall als Überfall zu den Akten. Der Überfall kurz vor dem Prozess legt einen Zusammenhang nahe. Noch heute trägt Anghel Narben am Körper, wie Rubina Möhring, die Geschäftsführerin von "Reporter ohne Grenzen" in Österreich berichtet. Pressefreiheit gibt es in Moldawien nicht. Ein Großteil der Zeitungen ist vom kommunistischen Regime Woronins finanziell abhängig. Unbequeme Journalisten erhalten von den Behörden eine Informationssperre und werden in ihrer Arbeit massiv behindert.

Für ihre Arbeit erhielt Alina Anghel Anfang 2005 den "Press-Freedom-Preis" von Reporter ohne Grenzen verliehen. Seit Mai 2005 ist sie Gast der "Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte", die mit der Luise-Rinser-Stiftung der Journalistin einen Aufenthalt in Deutschland ermöglicht. Dieser Aufenthalt sollte bis Oktober dauern, allerdings kam es kurz vor der geplanten Rückkehr zu einer Verhaftungswelle in Moldawien, so dass ihr Aufenthalt in Deutschland bis Mitte Dezember verlängert wurde. Auch nach einer Rückkehr möchte sie weiterhin als Journalistin tätig sein.