Leipziger Medienpreis an Kriegsfotograf Nachtwey, mutige Journalisten und spanische Tageszeitung

Der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Leipziger "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" geht 2004 zu gleichen Teilen an den amerikanischen Kriegsfotografen James Nachtwey, die Organisation "Journalisten helfen Journalisten" und die spanische Tageszeitung "La Voz de Galicia".

Nachtwey, der erst kürzlich bei einem Fotoeinsatz im Irak schwer verletzt wurde, erhält die Auszeichnung für sein journalistisches Lebenswerk. Angeregt durch den Vietnamkrieg und den in seinen Augen mit der Berichterstattung verbundenen Lügen beschloss er, Kriegsfotograf zu werden. Seit über zwanzig Jahren bereist er die Krisengebiete der Erde, berichtet über Kriege, Bürgerkriege und zivile Aufstände. Seine Bilder prägen seitdem unsere Sicht auf die Kriege dieser Welt. Sie zeigen den Schrecken, der von den kriegsführenden Parteien so gern verschwiegen und vertuscht wird. Nachtwey arbeitete bereits zwei Jahre nach seinen ersten Reportagen für das renommierte Time Magazin und war von 1986 bis 2001 Mitglied der weltberühmten Fotoagentur Magnum in Paris. Seine Arbeiten werden weltweit gedruckt und in Museen gezeigt.

Die Organisation "Journalisten helfen Journalisten " erhält den Medienpreis für ihren mutigen und selbstlosen Einsatz für die Pressefreiheit, für in Not geratene, an ihrer Arbeit gehinderte, misshandelte Kollegen oder die Hinterbliebenen getöteter Journalisten. Der gemeinnützige Verein wurde 1993 von Christiane Schlötzer-Scotland gegründet.

Anlass waren der Krieg in Ex-Jugoslawien und der Tod ihres Ehemannes, des Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung, Egon Scotland. Inzwischen gehören der Organisation 108 Mitglieder aus Deutschland, Italien und Österreich an, die Geld- und Sachspenden sammeln, diese notfalls auch persönlich zu gefährdeten Kollegen bringen.

"La Voz de Galicia ", die Stimme Galiziens, ist die größte Zeitung der spanischen Region, vor deren Küste im November 2002 der Tanker "Prestige" sank und eine gewaltige Ölpest auslöste. "La Voz" reagierte mit großem journalistischen Engagement und konterkarierte mit ihrer kritischen und weitsichtigen Berichterstattung die Versuche von Regierung und örtlichen Behörden, die Katastrophe zu verharmlosen. Die Redaktion widerstand dabei auch politischem Druck und Pressionen und bewies beispielhaft die Kraft und Notwendigkeit einer freien und unabhängigen Presse.

Der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" wird zum viertenmal von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig verliehen. Er ist für Journalistinnen, Journalisten, Verlegerinnen und Verleger, aber auch für Medieninstitutionen gedacht, die sich mit Risikobereitschaft, hohem persönlichen Engagement, Mut und demokratischer Überzeugung für die Sicherung und Entwicklung der Pressefreiheit einsetzen. Zudem soll er die Erinnerung an die von Leipzig ausgegangene friedliche Revolution in der DDR wach halten, zu deren Auslösern nicht zuletzt der Wunsch nach Presse- und Meinungsfreiheit gehörte. Diesen Aspekt symbolisiert eine bronzene Nachbildung der Säulen in der Leipziger Nikolaikirche, die die Preisträger ebenfalls erhalten. In dieser Kirche hatte die Wende mit Friedensgebeten begonnen.

Der Preis wird Ende April 2004 in Leipzig verliehen. Die Ausschreibung für das Jahr 2005 läuft bereits - Fristende für Vorschläge 2005 ist der 31. Oktober 2004.

Leipzig, 9. Januar 2004

Pressemitteilung englisch (PDF)
Pressemitteilung russisch (PDF)



Preisträger:
2004 - Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien
2004 - Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien
2004 - Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien