"Eine Welt, von der wir nichts wussten"

Rodrigo Siqueira aus Brasilien ist Gewinner der "Talent-Taube" 2010 -
Film "Terra deu, terra come" überzeugt Jury durch Kunstfertigkeit und dokumentarische Erfahrung

Die von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig gestiftete "Talent-Taube" geht im Jahr 2010 an Rodrigo Siqueira aus Brasilien. Siqueira erhielt die Ehrung im Rahmen des "Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm" für sein Projekt "Terra deu, terra come".

"Mit der 'Talent-Taube' werden junge Filmemacher ausgezeichnet, die mit ihren Arbeiten etwas wagen, die ausgetretene Pfade verlassen, sich dem gewohnten Blick sperren, die provozieren und verblüffen. Rodrigo Siqueira hat diese Kriterien auf herausragende Weise erfüllt", sagte Stephan Seeger, geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung, bei der Preisvergabe. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro dient als Anschubfinanzierung für das nächste Dokumentarfilmprojekt.

Die Jury würdigte die dokumentarische Kunstfertigkeit, mit der Siqueira seine Protagonisten darstelle. "Der Film eröffnet eine Welt, von der wir bislang nichts wußten", begründete Jury-Sprecherin Mareike Mikat den Entscheid. Insgesamt konkurrierten elf Filme um den Preis für den besten Nachwuchsdokumentarfilm.

In "Terra deu, terra come" erzählt Rodrigo Siqueira die Geschichte des 81-jährigen Pedro de Alexina, der die orale Tradition des Erzählens und des Vissungo - eines Gesangs der schwarzen Sklaven im alten Benguela-Dialekt, der früher bei Trauerumzügen gesungen wurde - bewahrt. Siqueira greift nach dem Tod eines Freundes von de Alexina diese Inszenierung auf, um das Gedächtnis der Menschen an das alte Ritual aufzufrischen und die Vergangenheit aktiv zu rekonstruieren. Die ganze Familie und alle Freunde nehmen teil, und ab diesem Moment nimmt seine Geschichte eine Dimension an, in der die Grenze zwischen Realität und Phantasie immer mehr verwischt. Die Kamera und Siqueira selbst fühlen sich ganz in diese Umgebung ein und nehmen aktiven Anteil am Geschehen. Während dieses seinen Lauf nimmt, wird die Empathie des Regisseurs zu seiner Hauptperson ein wichtiges Element in der feinfühligen und kraftvollen Form des Erzählens.

Die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig vergibt die Talent Taube seit dem Jahr 2004. Frühere Preisträger waren u. a. Erkko Lyytinen (Finnland), Marko Skop (Slowakei) und Laura Bari (Kanada).Trailer: Terra deu, terra come Weitere Informationen unter:Leipziger Dokfilmfestival


Preisträger:
2010 - Goldene Tauben