"Wir brauchen die westlichen Medien als Vorbilder"

"Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" 2025 an Ihsane El Kadi und Prof. Dr. Michael Haller verliehen.

Leipzig, der 8. Oktober 2025. Vor zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft wurde am heutigen Abend in Leipzig der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" an den algerischen Journalisten Ihsane El Kadi verliehen. Der Preis wird seit 2001 von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig vergeben und würdigt Medienschaffende und Institutionen, die mit ihrer Arbeit unter hohem persönlichem Einsatz der Presse- und Meinungsfreiheit dienen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert. Mit einem Ehrenpreis für den Hamburger Journalismusforscher Prof. Dr. Michael Haller würdigte die Stiftung zudem erstmals ein Lebenswerk mit dem "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien".

Ihsane El Kadi zählt zu den bekanntesten regierungskritischen algerischen Journalisten. Er konnte seinen Preis nicht persönlich entgegennehmen, da ihm das algerische Regime die Ausreise verweigerte. El Kadi bedankte sich in einer vorab zugesandten Videobotschaft für die Auszeichnung mit dem "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien". Zugleich forderte er die Medienschaffenden der westlichen Gesellschaften auf, weiterhin unabhängig, faktenbasiert und nicht von Meinungen kontaminiert zu berichten: "Wenn wir mit unseren Mitbürgern sprechen, wenn wir das Prinzip einer unabhängigen Presse und der Pressefreiheit voranbringen wollen, suchen wir immer nach Vorbildern. Und seit vielen Jahren sprechen wir von Vorbildern unabhängiger Medien. Medien, die sich in den meisten Fällen bei Ihnen im Westen befinden. Wir brauchen diese Vorbilder weiterhin", so El Kadi. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, Vorsitzender des Stiftungsrates der Medienstiftung, erklärte zuvor während der Festveranstaltung, Ihsane El Kadi stehe als Preisträger beispielhaft für eine Reihe von bedrohten Medienschaffenden in Algerien. Erst kürzlich habe er sich persönlich einer Solidaritätsbekundung für den Schriftsteller Boualem Sansal angeschlossen, der in seinem Heimatland zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde.

Wie gefährdet die Presse- und Meinungsfreiheit insbesondere in Algerien derzeit ist, hatte Dr. Dirk Fuhrig, Journalist des Deutschlandfunk, den Teilnehmern an der Preisverleihung verdeutlicht: "Es ist grundsätzlich sehr schwer bis unmöglich, in Algerien unabhängig als Journalist zu berichten." Einheimische Journalisten würden in den sozialen Medien mit Desinformationskampagnen verunglimpft: "Polit-Influencer streuen auch im Ausland ständig Falsch-Meldungen. Man kann von einem ausgeklügelten System der staatlich beförderten Desinformation ausgehen."

Neben Ihsane El Kadi wurde mit Prof. Dr. Michael Haller erstmals in der 25-jährigen Geschichte des Preises eine herausragende Medienpersönlichkeit für ihr Lebenswerk mit dem "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" geehrt. Die Stiftung würdigte damit Hallers Wirken insbesondere in Leipzig, wo er von 1993 bis 2010 die Professur für Allgemeine und Spezielle Journalistik am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig innehatte und 2003 das Institut für praktische Journalismusforschung (heute: Europäisches Institut für Journalismus- und Kommunikationsforschung EIJK) in Zusammenarbeit mit der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig und mit Unterstützung durch die Sparkassen-Versicherung Sachsen mitbegründet hatte.

"Michael Haller vermittelt mit nicht nachlassender Energie und intellektuellem Scharfsinn die Bedeutung des Qualitätsjournalismus für demokratische Gesellschaften, aktuell vor allem mit Projekten zur Informations- und Medienkompetenz wie dem erfolgreichen 'Fit for news'-Programm", erklärte Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig und der Medienstiftung, im Rahmen der Preisverleihung. "Medienbildung ist ein wesentlicher Schlüssel und wir sehen: Wer versteht, wie Nachrichten entstehen und wie Desinformation funktioniert, lässt sich weniger leicht täuschen. Wir müssen Medienkompetenz heute als Schlüsselkompetenz betrachten - nicht nur für den privaten Alltag, sondern auch für das gesellschaftliche Miteinander und eine funktionierende Demokratie", mahnte Langenfeld an. Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung, hatte bereits im August die Entscheidung der Jury für Prof. Dr. Michael Haller gewürdigt: "Michael Hallers Name steht wie kaum ein anderer für Qualitätsjournalismus, für die beispielgebende Verknüpfung von Theorie und Praxis in der journalistischen Hochschulausbildung, für publizistische Verantwortung und journalistische Ethik".

Michael Haller nahm den Preis persönlich in Leipzig entgegen: "Die Idee der informierten, demokratisch funktionierenden Gesellschaft steht hinter der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig und ihrem 'Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien'", erklärte Haller in seinen Dankesworten: "In den vergangenen 25 Jahren hat die Stiftung den für Freiheit und Demokratie kämpfenden Journalismus durch die Ehrung großartiger Persönlichkeiten gefördert und gestärkt. Dafür bin ich ihr dankbar, und dafür besitzt sie meine uneingeschränkte Anerkennung."


Preisträger:
2025 - Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien
2025 - Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien